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Über uns
Wir sind zwei Frauen in schon etwas fortgeschrittenem Alter ;-) Jede von uns fuhr viele Jahre ihr eigenes Wohnmobil, beide unabhängig voneinander noch zu Berufszeiten, damals mit Kind/Hund und nur Hund. 2001 fanden wir uns, fuhren die folgenden 5 Jahre mit zwei Fahrzeugen hintereinander her und entschlossen uns 2007 zu einem gemeinsamen „Wohn“-Mobil. Die Betonung liegt deshalb auf „Wohn“, weil wir beide unsere Wohnungen aufgegeben haben und unsere „Oscarlotta“ unser einziges Zuhause ist. Dementsprechend ist sie etwas größer ausgefallen, was das Reisen manchmal etwas erschwert, je nachdem, wo man reist. Aber da wir keine „Kilometerfresser“ sind, liegt der Fokus bei uns eben mehr auf dem Wohnen als auf dem Reisen. Wenn man länger an einem Ort verweilt, ist der Vorteil, dass man das, was es zu sehen, besichtigen, erleben gibt, entsprechend intensiver tun kann. Wir haben bereits 2009 ein Internet-Tagebuch begonnen, zuerst noch, aus Sicherheitsaspekten, nicht öffentlich. Da wir im Sommer 2013 für 3 Monate mit einem Mietmobil an der Westküste der USA/Kanadas unterwegs waren und von unseren privaten Lesern zu den Blog-Reiseberichten so viel Zuspruch erhielten, haben wir uns entschlossen, das Blog öffentlich zu machen. Diese USA-Reiseberichte findet ihr jetzt hier. Wenn ihr darüberhinaus an allen anderen Artikeln von uns interessiert seid, dann könnt ihr über den Link im ersten Beitrag zu unserem Hauptblog wechseln.
Wir freuen uns über Kommentare und hoffen, ein paar mehr Interessierte zu erreichen als es mit unserem eingeschränkten privaten Leserkreis möglich war.
HAVE FUN!
KwaKwKa’waKw
FOTOALBEN: (Jedes einzelne Foto in den Alben kann ANGEKLICKT und dadurch VERGRÖßERT werden!)
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Ingrid Heidemann
Hattinger Str. 106
44789 BOCHUM
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Tel.: +49234-52009752Inhaltlich Verantwortlicher nach § 55 Abs. II RStV:
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Hallo, liebe Leser von Uschis + Ingrids Reisetagebuch!
Wir haben uns entschlossen, unser bisher privates Tagebuch öffentlich zu machen, d. h., ihr müsst euch nicht mehr anmelden! Falls irgendetwas nicht klappt, schickt einfach eine mail, SMS oder ruft an ODER schreibt uns einen Kommentar (ganz unten als letzter Link am Ende jedes Artikels „Hinterlasse einen Kommentar“). Über Kommentare freuen wir uns aber sowieso, vorausgesetzt, sie sind nett 😉 Wir schreiben dieses Blog ja hauptsächlich, um in Kontakt zu bleiben mit den Menschen, die wir, bedingt durch unsere Lebensweise, nicht so oft sehen/sprechen können. Deswegen freuen wir uns, wenn möglichst viele von euch auf diese Weise an unserem Leben teilnehmen. Noch mehr freuen wir uns, wenn ihr uns das auch wissen lasst 😉 Und vielleicht findet der eine oder andere „neue“ Leser zu uns und findet Gefallen an unseren Berichten.
In diesem Blog hier findet ihr unsere „ausgelagerte“ USA/Kanada-Reise Mai – August 2013. Wir waren mit einem Mietmobil drei Monate unterwegs und Uschi sagt, dass es der beste Sommer ihres bisherigen Lebens war! Mir hat es aber auch ausnehmend gut gefallen! Wir haben vor, weitere Reisen dieser Art folgen zu lassen und werden dann berichten. Wir hoffen, dass es euch Spaß macht, unsere Erlebnisse nachzuverfolgen.
Was ihr noch wissen solltet ;-)
Zum Abschluss unserer dreimonatigen Erfahrungs- und Erlebnisreise möchten wir noch einen kleinen 😉 Bericht abgeben über die Unterschiede, Vor- und Nachteile, Absonderlichkeiten, Auffälligkeiten etc. im Vergleich zu Deutschland/Europa. Vielleicht interessiert es einige von euch. Manches haben wir in unseren aktuellen Berichten schon erwähnt, einige der erklärenden Fotos habt ihr vielleicht schon gesehen.
Die erste Auffälligkeit im Straßenbild sind die so anderen Fahrzeuge. Von den LKW hatte ich ja schon ausführlich berichtet, mein Album ist weiter gewachsen und für Auto-Enthusiasten bestimmt noch einmal einen Blick wert! Bei Interesse, bitte hier klicken. Bei den PKW sieht es so aus, dass der Anteil an mittleren, großen und heavy Trucks ca 60% ausmacht. Das sind die PKW mit Ladefläche, entweder offen oder mit Hardtop oder als Fahrgestell für die Wohnmobil-Aufsetzkabinen. Manche „aufgemotzt“, absurd hochgesetzt und unglaublich laut, wirklich wie ein Truck=LKW.
Die restlichen ca. 40% verteilen sich auf „normale“ PKW, auffallend viele sehr gut erhaltene amerikanische „Straßenkreuzer“ und eine nicht geringe Anzahl an VW-Käfern und VW-Bussen in gutem Zustand (einige in meinem Album zu bewundern!).
Dann kommt die Kategorie der Freizeitfahrzeuge. Urlaub in Campingfahrzeugen ist in Nordamerika an der Tagesordnung und es gibt alles, vom winzigsten Wohnwagen (sehr lustig mit ausfahrbarem Slide Out und Klimaanlage) bis zum riesigen 12-Meter-Reisemobil. Alles, was an einen Zugwagen angehängt wird, heißt Trailer, es gibt normale Wohnwagen wie bei uns, aber üblich sind große bis sehr große Wohnwagen, die fast alle über 1 bis 3 Slide Outs verfügen und 2 Eingangstüren. Eine davon führt sofort in das Schlafzimmer. Der Sinn erschließt sich uns nicht ganz??? Vielleicht, damit der Liebhaber unbehelligt verschwinden kann, wenn der Ehemann nach Hause kommt? Die Slide Outs bringen viel (überflüssigen) Wohnraum. Man hat Platz „zum Tanzen“, dafür gibt es aber nicht einmal einen Coachtisch! Gemütlich sieht anders aus. Klimaanlagen sind Standard und so laut, dass man noch die des Nachbarn hört. Bei eingeschalteter Klimaanlage zu schlafen dürfte ohne Ohrstöpsel unmöglich sein. Wir sind froh, dass es nicht so heiß war und wir unsere nur ab und zu tagsüber laufen lassen mussten. Grundsätzlich ist es allerdings eine feine Sache, da man auch in der prallen Sonne nie ein aufgeheiztes Fahrzeug ertragen muss und vor dem Schlafengehen nochmal kurz „durchkühlen“ kann.
Fast noch üblicher als Wohnwagen sind die sog. Fifth Wheeler=Aufliegerkabinen, auch gerne sehr groß, man hat ja Platz im Land. (Was für uns nach sehr viel Geld aussieht, ist tatsächlich schon ab ca. € 35000 zu haben; einen guten gebrauchten Zugwagen kriegt man bereits ab € 15000.) Die sieht man wohl deswegen am meisten, weil sie den Vorteil haben, die Gespannlänge etwas zu reduzieren und vielleicht auch besser zu rangieren sind. Und man hat einen Extra-PKW vor Ort, den man nicht, wie bei 8 von 10 RV zu sehen, noch hinter sich herziehen muss.
Zur Erinnerung: RV (Recriational Vehicle) heißen hier die Wohnmobile, die sich in Integrierte und Alkovenmodelle unterteilen. Halbintegrierte gibt es so gut wie gar nicht. Es fahren sehr viele Mietmobile zwischen 6 und 9 Metern durch die Gegend, fast alles Adventurer (sozusagen der Hymer in Kanada). Und dann gibt es die „richtigen“ Wohnmobile, alles Liner mit mehreren Slide Outs und fast immer mit einem nachgezogenen PKW in Normalgröße. Das geht ja hier so beneidenswert einfach mit einer Halterung, in die der PKW eingehängt wird. So ein Gespann hat dann gerne mal eine Gesamtlänge von 14-15 Metern! So chic, stylisch und modern sie von außen sind, so gewöhnungsbedürftig sind sie von innen. Luise würde sagen, „Frühes Karstadt“. Man könnte auch sagen, „Gelsenkirchener Barock“! Wir haben den geschmackvollsten fotografiert, bei dem alle Stühle, Polster, Sessel im gleichen Stoff bezogen waren (nicht üblich!). Die Qualität der Fotos lässt aus Lichtverhältnisgründen zu wünschen übrig! Normal sind übrigens auch 4 Esszimmerstühle, die wie in einer Wohnung um einen Tisch herum stehen. Muss während der Fahrt oder danach sehr lustig sein! Kauft man halt alle paar hundert Kilometer ein paar neue! Im Schlafzimmer stehen gerne großzügige Kommoden mit vielen Schubladen, die über keinerlei Schließmechanismus oder Sicherung verfügen und sehr leichtgängig sind!
Haben wir ein Glück mit „Venti“ gehabt! Bis auf den angeschraubten Sessel (er dreht sich nur während der Fahrt, fällt aber nicht um), den Polsterstoff, die Schabracken fast schon Ikea!!! Auf jeden Fall hell. Übrigens: Ihr erinnert euch an die Fotos mit unseren Dachlukenkurbeln? In den Super-Mobilen gibt es ebenfalls genau diese!!!
Die Fenster an den neueren Wohnmobilen und Wohnwagen sind üblicherweise verspiegelt, man kann zwar hinausschauen, aber nicht hinein. Es fällt etwas schwer, beim An- und Ausziehen darauf zu vertrauen 😉
Jedes Wohnmobil, jeder Wohnwagen verfügt über eine großzügige Doppelspüle (logisch bei der im Nachhinein beschriebenen Wasserversorgung). Harald, Rudolf und alle anderen „Spülmänner“: Es gibt auf den Campgrounds KEINE Spülküchen!!! Das verstehen wir insofern nicht, als es ja auch Zelter gibt und oft Hütten ohne Küchen. Müssen die Leute ihr Geschirr wie früher die Goldgräber mit Sand reinigen? Wir konnten es nicht ergründen.
Aufsetzkabinen zählen nicht zu den RV, sie heißen Truck Camper (weil sie als Unterfahrzeug einen Truck, s. o., brauchen).
Rückfahrkameras gibt es, obwohl die Fahrzeuge/Gespanne ja so elend lang sind, fast nie, aber im Normalfall ja die Gattin, die aussteigt und per Walkie Talkie Anweisungen gibt. Und, das muss man den amerikanischen und kanadischen Männern wirklich lassen, fahren (und rangieren) können sie! In Ermangelung von Euro-Movern (Rangieren per Fernbedienung) bleibt ihnen ja auch nichts anderes übrig. Solarplatten gibt es ebenfalls nur sehr selten und überhaupt ist Energiesparen (immer noch) nicht angesagt. Die Motoren laufen laaange vor, während, nach diverser Tätigkeiten; Wasser und Strom scheinen unerschöpflich vorhanden zu sein. Die bequeme Möglichkeit des direkten Frisch- und Abwasseranschlusses an fast allen Stellplätzen ist zugegebenermaßen sehr verführerisch. Wir haben es auch sehr genossen, mal nicht so mit Wasser sparen zu müssen wie sonst (weil ja ran- und wieder weggetragen werden muss). Es kommt einfach in unbegrenzter Menge reingeflossen und fließt (fast) genauso einfach wieder raus. Schön! Könnte man sich dran gewöhnen! Unsere Oscarlotta verfügt übrigens über einen solchen sog. Cityanschluss, nur leider gibt es nur wenige geeignete Campingplätze in Deutschland.
Der Strom ist immer dann inklusive, wenn man auch diesen eigenen Frischwasseranschluss hat (und gegebenenfalls noch die Möglichkeit, auch sein Abwasser incl. Toilettentankinhalt direkt am Platz zu entsorgen, also einen Full Hook Up Platz). Nur die Riesen-Mobile, die für ihre Klimaanlagen 50 Ampere brauchen, zahlen einen höheren Stellplatzpreis. Plätze ohne Strom und Frischwasser gibt es natürlich auch, entsprechend preiswerter. Der Stellplatzpreis ist auch noch abhängig von der benötigten Größe (man wird an der Rezeption immer nach der Länge des Fahrzeugs gefragt) und davon, ob man einen Pull Thru (durchfahrbar) Platz hat. Man wird öfter gefragt, ob es in Ordnung sei, dass man rückwärts einparken muss! Ob vorwärts oder rückwärts liegt nämlich nicht im Ermessen des Fahrers, sondern ist durch die Platzgestaltung bezüglich der Strom- und Wasseranschlüsse vorgegeben. Die sind bei den Fahrzeugen in der Regel immer hinten links. Wir hatten dummerweise einen so kurzen Abwasserschlauch, dass das Entsorgen am Platz oft nicht möglich war, weil wir gar nicht nah genug heranfahren konnten. Aber es gibt immer auch noch eine Dump Station=Entsorgungsplatz.
Die Campingplätze teilen sich auf in einfachere „State Parks“, oft ohne Strom und Wasseranschluss am Stellplatz, aber an landschaftlich bevorzugten Stellen. Ein Jahresausweis ist erforderlich oder man zahlt einen zusätzlichen einmaligen Betrag. Es gibt eine Vielzahl dieser Campgrounds und sie sind bei den Amerikanern sehr beliebt (fishing, biking, hiking, cayaking, relaxing). Dann gibt es die KOA-Kette mit Campingplätzen, wie wir sie von Europa kennen. Unterschiedlich groß und unterschiedlich gut ausgestattet, je nach Alter. Manchmal mit (früher kostenlosem) Pfannkuchen-Frühstück und Eiscreme, immer mit Kinderanimation, großem Spielplatz, Leih-Gokarts, drei- und vierrädig, zum Glück mit langer Wimpelstange versehen und sehr flitzig unterwegs! Es gibt auch kleinere privat geführte Campingplätze, mehr aber die RV Parks von unter 10 bis mehrere Hundert Stellplätze. Manchmal sind auch Zelte erlaubt, meistens aber nicht (Untergrund oft Schotter oder Asphalt). Erstaunlich viele Camper sind mit Zelt unterwegs, nicht nur junge Leute.
Standard auf (fast) allen Campingplätzen, egal welcher Art, ist die eigene Tisch-Bank-Kombination, eine wirklich schätzenswerte Einrichtung und der sog. Fire Pit, eine Feuerstelle, mit oder ohne Metallring, mit oder ohne Grillrost. Holzkohle ist unüblich, man kann aber auf jedem Platz Holz kaufen, das aber noch gespalten werden muss. Dafür hat unser Vermieter uns eine Axt mitgegeben (kein Witz!). Die Amerikaner lieben es, Feuer zu machen bzw. zu grillen und so muss man sich mit der Rauch- und Geruchsentwicklung abfinden. Erstaunt hat uns nur, dass trotz z. T. hoher Waldbrandgefahr sogar in State Parks, die alle im Wald liegen, die offenen Feuer erlaubt sind! Vielleicht glaubt oder hofft man, dass die SEHR umfangreichen und SEHR restriktiven Campingplatzregeln, die jeder Campground oder RV Park in schriftlicher Form an jeden Gast verteilt, unsachmäßiges Verhalten verhindern. Und vielleicht tun sie das ja auch. Besonders auffallend ist, mit welcher Bestimmtheit die Tierhalter aufgefordert werden, ihr Haustier IMMER an der Leine zu führen oder auf dem Stellplatz anzuleinen (die Leine darf nicht länger als 1,80 m sein), Tiere NIEMALS unbeaufsichtigt zu lassen und sie NIE im Freizeitfahrzeug allein zu lassen und – natürlich – ihre Hinterlassenschaften IMMER aufzusammeln. Bei Zuwiderhandlung droht Platzverweis ohne Rückzahlung von bereits gezahltem Geld! Bezahlt wird übrigens immer im Voraus.
Waschmaschinen und Trockner gibt es überall, auch auf den RV Parks und viel preiswerter als in Europa. Allerdings kennt man hier keine Waschmaschinen, die das Wasser auf die gewünschte Gradzahl aufheizen. Die Waschtemperatur ist immer nur so wie das zugeführte Wasser! Es gibt die Auswahlmöglichkeiten „cold“, „warm“, „hot“ und letzteres ist dann eben Glücksache. Die Möglichkeit, per Hand zu waschen, gibt es nirgends, Wäscheleinen sind nicht üblich und oft auch ausdrücklich nicht erwünscht. An nicht wenigen Campingplätzen war es auch verboten, Decken, Handtücher etc. von seinen Haustieren in den Maschinen zu waschen, mit dem schon erwähnten Hinweis auf die Konsequenzen bei Missachtung.
Internet , WLAN, Wifi gibt es auf Campgrounds fast überall und fast immer umsonst, allerdings nicht immer in ausreichender, zufriedenstellender oder guter Qualität, sowohl was die Signalstärke als auch die Übertragungsgeschwindigkeit angeht. In Städten, Städtchen, Dörfern ist freies WLAN flächendeckend verfügbar, inside und outside.
Eine feine Sache ist die Gasversorgung! Die meisten Wohnmobile verfügen über einen Gastank, bei unserem Venti mit einem Fassungsvermögen von 60 Litern. Füllen lassen kann man an den meisten Tankstellen UND an den meisten Campingplätzen. Entweder es steht ein großer Gasbehälter in der Nähe der Rezeption oder es kommt ein Gaslaster direkt zum Stellplatz und befüllt vor Ort. Die Preise sind, wie beim Benzin und Diesel, sehr viel niedriger als bei uns, für eine 11 kg-Gasflasche kostet die Füllung ca. 7 €!
Mülltrennung beschränkt sich meist auf das Sammeln von leeren Alu-Getränkedosen. Davon gibt es viele! 80% Bier, der Rest Limonaden jeglicher Art. Der Verzehr von Alkohol in der Öffentlichkeit ist verboten, der Verkauf an Personen unter 21 Jahren ebenfalls. In Kanada werden die „harten“ Alkoholika nur in sog. Liquor Stores verkauft, in USA inzwischen auch in den Supermärkten, wobei man dann manchmal seinen Personalausweis vorzeigen muss, auch wenn man eindeutig älter aussieht als 21!
Sehr gewöhnungsbedürftig ist die Art des Fahrradtransportes! Oft vorne irgendwie auf der Stoßstange (z. B. bei öffentlichen Bussen), meistens hinten irgendwie befestigt, frei hängend an der Heckleiter oder an gewichtsmäßig völlig überforderten „Fahrradträgern“. Da kommt es dann schonmal vor, wie in Tofino erlebt, dass ein Gespann um die Kurve biegt und die Räder im großen Bogen auf der Straße hinter sich herschleift! Sicher nicht erst seit ein paar Metern und nach mühevollem Auseinanderdividieren des Räderknäuels waren mindestens zwei von fünf (!) Rädern Schrott.
Das Tempolimit wird eingehalten, die Höchstgeschwindigkeit in Städten liegt bei (umgerechnet) ca. 40 km/h, ansonsten sehr oft bei ca. 95 km/h, auf Interstates=Autobahnen auch schon mal bei 120 km/h. Überholt werden darf auch rechts, was den Vorteil hat, dass man seine Spur nicht wechseln muss. Die Fahrweise haben wir als sehr entspannt, nicht aggressiv erlebt, alles relaxt. Nur die Holz- und sonstigen Trucks fahren wie die Teufel, sie auf Landstraßen hinter sich zu haben, ist kein Vergnügen! Aber – entweder gibt es alle paar Kilometer einen kurzen zweispurigen Straßenabschnitt oder eine vorher angekündigte Ausweichstelle, die man verpflichtet ist, anzufahren, sobald man 5 oder mehr Fahrzeuge hinter sich hat, langsamer fährt als erlaubt und das Überholen verboten ist. In bergigen Regionen gibt es immer wieder Ausbuchtungen und die Aufforderung, die Bremsen zu checken, was vor allem die Truckfahrer auch tun. Ferner gibt es viele (verpflichtende) Wiegestationen für Trucks, die allerdings fast immer closed waren!
Auf Ampelkreuzungen bei grüner Ampel zuzufahren ist absolut stressfrei, weil es in ausreichendem Abstand eine Blinkanlage gibt, die einem mitteilt, dass die Ampel gleich umschaltet. Man muss also nie bangen, ob man im Falle des Falles noch zum Stehen kommt. Ampeln sind hinter der Kreuzung angebracht oder hängen, lustig schaukelnd, mittig über der Kreuzung. An jeder Kreuzung oder Straßeneinmündung steht sowohl der Name der Straße, auf der man sich befindet als auch der der Querstraße, zusätzlich bei den Highways noch der Zusatz, ob er nach Nord, Süd, West oder Ost führt.
Eine weitere Besonderheit sind Kreuzungen ohne Ampel, bei denen an jeder Straßeneinmündung ein Stopp-Schild steht mit dem Zusatz „4 stop“ oder auch „3 stop“. Das bedeutet dann, dass alle halten müssen und dann jeweils der fahren darf, der rechts von einem anderen zuerst an der Kreuzung war. Es funktioniert!
Die Strom-, Telefon- und sonstigen Verkabelungen sind alle freiliegend oberirdisch, so wie in Spanien. Nur mit dem Unterschied, dass es in Spanien keine Eisstürme gibt wie in Nordamerika, die in schöner Regelmäßigkeit alles zum Erliegen bringen und Unmengen an Reparaturkosten erfordern.
Etwas, was es in Europa so gar nicht gibt, sind die sog. Storages. Es gibt sie als Mini Storage, Self Storage, Heated Storage oder auch als RV Storage. Und es gibt sie überall in unvorstellbarer Anzahl, kleine, mittlere und große garagenartige Räumlichkeiten, umzäunt und überwacht. Jeder kleinste Ort hat sie und wir wissen nicht, was die Leute alles dort unterbringen!? Okay, es gibt meist keine Keller und keine Dachböden, aber viele haben ihr eigenes Haus und dort steht dann sowieso alles im Garten rum, was noch oder nicht mehr gebraucht wird. Sehr üblich sind Autos in allen Auflösungszuständen, gerne auch mehrere auf einem Grundstück. Was in Deutschland als Schrottplatz bezeichnet würde, ist hier ganz normal.
Autos , Motorräder, Trailer oder RV, selbst LKW, die verkauft werden sollen, stehen mit entsprechendem Hinweis an exponierter Stelle im Garten, an der Straße oder sonst irgendwo. Alles kein Problem! Ständig sieht man auch Schilder, beschriftet mit „Garage Sale“. Das ist die Alternative zu unserem Sperrmüll, zum Verkauf angeboten wird alles, direkt aus der Garage heraus.
Einkaufen ist das erklärte Freizeitvergnügen Nummer 1 der Amerikaner und so verwundert es nicht, dass alle Supermärkte, Einkaufszentren, Gewerbebetriebe auch Sonntags geöffnet haben und die großen Supermärkte auch rund um die Uhr. Ansonsten kann es jeder Ladenbesitzer so halten, wie er will. Dass man seine Einkäufe nicht selbst einpacken muss, sondern von der Kassiererin/dem Kassierer in wahlweise (!) Plastik- oder Papiertaschen verstaut bekommt, ist üblich, bequem, aber eigentlich überflüssig. Es dauert viel länger, aber dabei kann man so schön noch ein Schwätzchen halten und niemand hinten in der Schlange scheint es eilig zu haben. Alles sehr relaxt! Manchmal gibt es sogar einen Angestellten, der nur einpackt und auf Wunsch die Sachen noch zum Auto bringt. Serviceland Amerika! Artikel aus Apotheken oder Reformhäusern/Drogerien, oft auch Sanitätsartikel, gibt es ebenfalls in den großen Supermärkten in einem Extra-Bereich, mit eigener Kasse und gut abgesichert.
In den Restaurants, auch den ganz normalen, einfachen, ist es nicht üblich, sich seinen Tisch selbst auszusuchen. Man wartet am Eingang, bis ein Kellner oder eine Kellnerin einen Tisch zuweist oder vorschlägt. Wasser gibt es automatisch immer umsonst zum Essen dazu. Wenn man die Mahlzeit beendet hat, kommt unaufgefordert sofort die Rechnung und in Lokalen mit viel Betrieb wird erwartet, dass man den Tisch freigibt und eventuelle weitere Getränke an der Bar einnimmt. Alle Preise, auch in Geschäften, sind Nettopreise, es kommt noch der Steuerzuschlag von ca. 10% dazu (nicht in Oregon). Die Toiletten heißen nicht Toiletten, sondern Restroom=Erholungs- oder Aufenthaltsraum oder allenfalls Bathroom. Toilets sind nur die Klobecken, halb mit Wasser gefüllt und mit immer anderen Spülmöglichkeiten und die zu erwähnen schickt sich nicht.
Vorurteile?
Die Amerikaner gehen nicht zu Fuß? Stimmt und stimmt nicht. Es gibt außer den Drive Ins, die hier Drive Thru heißen, bei McDonald’s, Burger King etc., inzwischen auch welche bei Starbucks. Und überall verbreitet sind kleine Büdchen auf großen Plätzen, an die man mit dem Auto heranfahren kann und seinen Coffee to go und einen Donut oder Bagel oder Brownie ordert. Aussteigen nicht nötig und der Motor wird natürlich nicht abgestellt, wegen der Klimaanlage! Parkplätze gibt es überall in ausreichender Menge und fast immer kostenfrei. Wir haben am Anfang unserer Reise einen Ruhetag in Vernon (Kanada) in Ermangelung anderer Freizeitaktivitäten dazu genutzt, uns im gegenüberliegenden Industriegebiet kanadische Wohnmobile anzuschauen. Dazu mussten wir erst einmal lebend die vierspurige Schnellstraße überqueren. Natürlich gab es keinen Zebrastreifen oder eine Ampel oder eine Fußgängerbrücke. Wir hatten das Glück, dass es eine Linksabbiegerspur gab und so etwas wie eine kleine Mittelinsel. Verboten war es übrigens nicht, die Straße zu überqueren, nur für die Autofahrer offenbar sehr ungewohnt, weswegen wir schon von weitem heftig angehupt wurden. Autofahrerland! Andererseits wird offenbar gerne gewandert (hiking), es gibt viele ausgewiesene Trails und Hinweisschilder an den Landstraßen auf Wanderparkplätze.
Alles in Amerika ist XXL? Alles vielleicht nicht, aber vieles ist hier wirklich etwas größer. So wie das ganze Land. Erschreckend viele Menschen sind wirklich ziemlich übergewichtig, die Bäume sind höher, die Autos größer und lauter, die Güterzüge länger, die Eiskugeln riesig, ebenso die geangelten Fische und die Chipstüten.
Die Menschen sind oberflächlich? Keine Ahnung! Uns begegnete Offenheit, Zugewandtheit, Interesse (echt oder geheuchelt, egal), eine unglaubliche Freundlichkeit, Höflichkeit, Rücksichtnahme (von einigen Ausnahmen abgesehen). Man kommt so leicht in’s Gespräch und alle wollen wissen, woher, wohin, sooo lange? und wenn man sagt, dass man aus Deutschland kommt, hat jeder Zweite einen deutschen Vorfahren. Und wenn man sagt, dass man es ganz toll hier findet, wollen sie einen gleich adoptieren. Zumindest scheint es so. Ob das alles echt ist, ist so unwichtig! Das Umgangsklima ist relaxt=entspannt, nie hektisch, nie aggressiv, nie zu laut, Regeln werden in der Regel eingehalten, Zusagen auch.
Aussagen ohne Gewähr, wir waren ja noch nicht überall. Aber wir möchten gerne wiederkommen und weiter forschen!
Und schön, dass so viele von euch Spaß daran hatten, mit uns zu reisen! Wir haben uns über jeden Kommentar oder sonstige Rückmeldung gefreut. Der Blog war zeitraubend, es war nervtötend, wenn das Internet mal wieder schlecht war, es war viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt – für euch und für uns. Jetzt aber ist erst einmal eine Zeitlang Sendepause. Und wer gar nicht weiß, was er mit der freigewordenen Zeit anfangen soll, kann ja einfach den einen oder anderen Beitrag noch einmal lesen! Kleine Hilfestellung: auf der rechten Seitenleiste gibt es ein Suchfeld, Überschrift: „Archive“. Dort kann man gezielt den gewünschten Monat eingeben und erhält als Ergebnis alle Beiträge dieses Monats.
Statusbericht
Wir melden uns in Europa/Deutschland/Frankfurt zurück! Es hat alles wunderbar und ohne Probleme geklappt, die Abgabe unseres Reisebegleiters der letzten drei Monate ist uns allerdings sehr schwergefallen (jetzt ist unser Venti schon wieder unterwegs, mit fremden Leuten!). Flughafenwartezeiten, Gepäckkontrolle – alles kein Thema. Auf dem Hinflug wurde ja sowohl ich (Ingrid) als auch mein Handgepäck durchsucht, ich, weil es an der Lichtschranke piepte und meine Tasche, weil da so viele undefinierbare Behältnisse drin waren, die auf dem Kontrollbildschirm sehr verdächtig aussahen (alle unsere Computerzubehörteile). Diesmal interessierte das niemanden. Unser Flugzeug war voll (Kapazität 221 Passagiere), aber wir hatten wieder fast dieselbe Sitzposition wie beim Hinflug, linke Seite, kurz hinter der Tragfläche, Fensterplatz und Nebenplatz in einer Zweierreihe. Sehr angenehm, die Mittelreihe mit vier Sitzplätzen nebeneinander ist sicher nicht so toll, vor allem, wenn man dann auch noch die mittleren Plätze hat. Aber wir hatten ja bei unserer Online-Buchung alles so geordert und im Gegensatz zum Hinflug hat es jetzt sofort geklappt. Die Möglichkeit, alles online überprüfen und gegebenenfalls auch noch umbuchen zu können, ist eine feine Sache. Ebenfalls die Möglichkeit, 24 Stunden vorher online einchecken zu können, was darüberhinaus den Vorteil hat, einen separaten „Web Check-In“-Schalter benutzen zu können, der überwiegend von jüngeren Leuten frequentiert wurde.
Wir sind pünktlich gestartet und flogen, da Richtung Osten, schon drei Stunden später in einen traumhaften Sonnenuntergang – über den Wolken!
Leider wurden dann alle Passagiere aufgefordert, ihre Rollos zu schließen, die Zentralbeleuchtung wurde ausgeschaltet, damit, wer wollte, schlafen konnte. Über jedem Platz gibt es aber ja noch ein Leselicht, außerdem eine Vielzahl von Filmen jeglicher Art und Musik für Wochen. Zusammen haben wir drei Spielfilme geschafft! Auf dem kleinen Monitor an der Rückenlehne des Vordersitzes kann man auch ständig die Flugposition und die Flugdaten ablesen. Anders als beim Hinflug (hier noch einmal das Fotoalbum) streiften wir Grönland nur am südlichsten Zipfel und kamen über Schottland/Großbritannien zurück nach Europa. Eine Spielfilmlänge später ging die Sonne schon wieder auf, genauso traumhaft. Ich habe ab und zu das Rollo kurz geöffnet, schnell ein Foto gemacht und es bedauert, dass erst um halb 9 „geweckt“ wurde.
Nach dem „Frühstück“, das sich von der Art nicht wesentlich vom Abendessen unterschied (warmes Hauptgericht, Brötchen, Margarine, Marmelade, Joghurt), wollten wir dann doch so langsam mal ankommen. Aber auch das klappte vorzüglich, sogar eine Viertelstunde vor der Zeit, nach nur 8 3/4 Flugstunden! Unsere Koffer waren innerhalb von 5 Minuten nach Anlaufen des Gepäckbandes da (beim Hinflug mussten wir eine Dreiviertelstunde warten!) und wir waren noch so fitt, dass wir uns im Reisezentrum der Deutschen Bahn zwei Zugfahrkarten für morgen gekauft haben. Die restliche Rückfahrt heute noch nach Lauterburg wollten wir uns nicht antun und hatten noch einmal in dem Hotel in Kelsterbach eine Nacht gebucht. Die haben den Shuttlebus zum und vom Flughafen, alle 20 Minuten. Um 14 Uhr deutscher Zeit waren wir auf unserem Zimmer, nach unserer inneren Uhr war es aber ja 5 Uhr nachts. Also haben wir erstmal geduscht (eine Wohltat, da es im Flugzeug viel zu warm war) und ein paar Stunden geschlafen. Mal abwarten, wie lange uns der Jetlag plagt!
So richtig hier sind wir noch nicht! Oder allenfalls unsere äußerlichen Hüllen, Herz und Seele sind noch in Nordamerika. Es war insgesamt eine tolle Reise, wir hatten keine Pannen, keine Wild- oder sonstigen Unfälle, das Wetter war überwiegend gut bis sehr gut, aber nie zu heiß. Wir sind sehr glücklich über diese neuen Erfahrungen, Erlebnisse, Eindrücke und froh, unser jahrelanges Vorhaben endlich in die Tat umgesetzt zu haben. Und wir streben eine Wiederholung bzw. Fortsetzung an! Jünger werden ja auch wir nicht.
UND NOCH EINMAL AN’S MEER!!!
Moni hatte uns den Tipp gegeben, von Burlington aus eine Ausflugsfahrt nach LaConner zu machen, das sei noch ein richtig nettes Städtchen. Und wir wollten ja unbedingt noch einmal an’s Wasser! Das war dann zwar „nur“ der Swinomish Channel, aber LaConner hat sich wirklich gelohnt, ganz hübsche Holzhäuschen, alles sehr gepflegt und ein wenig mit dem Touch nordeuropäischer Hafenstädtchen.
Als Schreibweise findet sich sowohl LaConner als auch La Conner, nach meinen Recherchen müsste es aber eigentlich sogar L. A. Conner heißen. Die Stadt wurde nämlich von John Conner zu Ehren seiner Ehefrau, Louisa A. Conner, im Jahre 1870 umbenannt. John Conner war einer der ersten Siedler und die gesamte Stadt samt einigem Land rundherum wurde, aus welchen Gründen auch immer, 1869 urkundlich gegen Zahlung von 500 $ an ihn übertragen. Die Gegend gehörte ursprünglich den Swinomish Indians, die verbliebenen 900 „dürfen“ jetzt auf der anderen Seite des Kanals in einem Reservat leben. Aber – sie stellen den fünftgrößten Arbeitsmarkt im Skagit County mit Casino, Resort, RV Park, Hotel, Tankstelle und Fish Company!
Etwas mehr Meer gab es dann bei Anacortes und während unserer Rückfahrt zum Campingplatz an der Samish Bay entlang. Dort sahen wir auch den Mount Baker ganz aus der Nähe! Ein imposanter, sehr majestätisch wirkender Vulkan von 3286 m, der nördlichste in der Cascaden-Kette der USA und der sechsthöchste. Er ist noch aktiv, rangiert in seiner Gefährlichkeitseinstufung direkt nach dem Mount St. Helens, die letzte größere Entladung war 1975. Sein Krater ist vollständig mit Eis gefüllt und 12 Gletscher umgeben den Berg. Deswegen ist er ganzjährig schneebedeckt. Bei den Einheimischen heißt er nur „The Mountain“, eine erfurchtsvolle Betitelung.
Anacortes hat uns auch gefallen, vor allem der Yachthafen. Dort fand gerade eine Verkaufsausstellung von Motorschiffen statt und wir hätten zwei Schiffe in die engere Wahl nehmen können. Mein Favorit war eine Ranger Tug von 29 feet=8,84 m (gute Größe, Wolfgang, oder?), Uschi hat sich in eine Nordic Tug von 26 feet (7,92 m) verguckt. Leider sind wir inzwischen 10 Jahre zu alt für so etwas!!! Es ist auf dem Wasser alles etwas umständlicher, aufwändiger, pflegeanfälliger, schwieriger zu händeln und zu organisieren als an Land. Also bleiben wir wohl weiter on the road und träumen ab und zu von vergangenen Zeiten, ich mit Octopus und Uschi vom Segeln.
Dieser Tag war, nicht nur wettermäßig, ein perfekter Abschluss unseres „roundabout-trips“. Und das lag nicht – nur 😉 – daran, dass wir noch ein sehr nettes Lokal mit phänomenal leckerer Pizza gefunden haben. Wir hatten übrigens nur zweimal in drei Monaten Pizza und wir haben sie nicht aufgegessen!!! Es gibt ja zum Glück die gute Einrichtung eines doggie bag in USA!
Heute gab es noch einen Ruhetag auf dem Campingplatz (nichts, was wir uns noch hätten anschauen können, hätte den gestrigen Tag toppen können) und morgen (Samstag) verlassen wir die Vereinigten Staaten, holen bei unserem Vermieter unsere Koffer ab und fahren nach Burnaby in der Nähe von Vancouver auf den Campingplatz, wo wir am Anfang schon waren. Dann kommen die nicht so schönen Tätigkeiten, Koffer packen, Venti saubermachen, Toilettentank (ausgiebig, sonst Strafzahlung!) spülen, Abschied nehmen 😦 Unser Flieger geht am Montag, 16 Uhr Ortszeit.
Highway 20, Pass status: OPEN!
Sogar der Marshal stand an der Ausfallstraße, um uns zu verabschieden, als wir Winthrop verließen! Moni wollte uns noch Reiseproviant vorbeibringen, aber da waren wir schon weg. Schade!
Am Tag vorher war zu unserer Freude der Highway 20 wieder für den Verkehr geöffnet worden, nachdem er wegen mehrerer Erdrutsche für über eine Woche gesperrt gewesen war. Diese Tour von Winthrop aus über die North Cascades zum Pazifik hatte Uschi als krönendes Highlight für das Ende unserer Reise geplant und fast wäre es nicht möglich gewesen! Da dies die einzige direkte Verbindung ist und fast alle Urlauber von der Küste aus diese Strecke fahren, waren nicht nur wir betroffen. Die Alternativstrecken hätten ca. 300 Kilometer mehr bedeutet und sowohl südlich über Wenatchee/Leavenworth als auch nördlich über Osoyoos/Kanada waren wir schon gefahren. Der Highway 20 gilt als besonders schöne Strecke (scenic byway), führt über den Washington Pass mit 1869 m und den Rainy Pass mit 1479 m und ist nur im Sommer befahrbar/geöffnet.
Wir passierten den Ross Lake und den danebenliegenden Diablo Lake, beides Gletscherseen. Der Ross Lake war ja schon sehr schön und bot uns wieder eine hervorragende Aussicht beim Frühstück, aber ein Knaller war der Diablo Lake. Ein Farbknaller! Als hätte jemand wild mit seinem Tuschekasten herumexperimentiert. Die Fotos sind garantiert nicht bearbeitet!!!
Dann gab es noch eine ziemlich tiefe Schlucht mit einer Brückenüberfahrt samt Fußgängerwegen aus Gitterrosten. Sicher nichts für Menschen mit Höhenangst, sehr beeindruckend der Blick zwischen den Füßen nach unten! Der Fotoapparat hat leider immer nur den Rost scharf gestellt!
An einer netten kleinen Organic Farm gab es einen Kaffee und leckeres selbstgemachtes Eis und dann waren wir auch schon auf der Pazifikseite der North Cascades. Die Bäume hier sind wieder bemoost! Wir fuhren bis in die Nähe von Burlington und bleiben bis Samstag hier auf dem KOA Kampground. Unsere letzten Urlaubstage!
Von Trinidad nach Malaga
Wir sind für ein paar Tage noch einmal in Winthrop bei Uschis Schwester. Wir hatten bei unserem ersten Besuch am Anfang unserer Reise ja schon von diesem wirklich außergewöhnlichen Westernstädtchen berichtet, wer die Fotos noch nicht gesehen hat oder noch einmal anschauen möchte, kann hier klicken. Auch die Fahrt hierher war wieder toll und bei Vantage stießen wir auch noch einmal auf den Columbia Rivier. Dieser Fluss hat uns sehr gut gefallen, sowohl in Kanada als auch später als breiter Strom kurz vor der Mündung in den Pazifik bei Astoria. Er mäandert ja ziemlich durch die Gegend und hat sich wirklich spektakuläre Schluchten in’s Gestein gegraben. Leider ist er nur noch sehr selten in seiner ursprünglichen Form als „wilder“ Fluss erhalten. Ob die vielen Staustufen, mit denen er „gezähmt“ und schiffbar gemacht worden ist und die Milliarden Dollar gekostet haben, sinnvoll waren, können wir natürlich nicht wirklich beurteilen, aber wenn man so wenige Frachtschiffe sieht, drängt sich der Gedanke schon auf. Die Güter werden heute vorwiegend auf der Schiene (deswegen sind die Güterzüge alle mehr als 100 Waggons lang) und per LKW transportiert. Allerdings wurden einige der großen Dämme, auch der Bonneville Dam, den wir besichtigt haben, in der Zeit der Großen Depression gebaut und brachten tausende Arbeitsplätze.
Wir nahmen nicht den kürzesten Weg, weil wir so gerne mal an einem Tag von Trinidad nach Malaga fahren wollten 😉 Leider existierten die Ortsnamen nur auf unserer Straßenkarte! In der Nähe von Trinidad haben wir gefrühstückt – es war warm! Hinter Wenatchee schloss sich unser Kreis innerhalb der USA, wir folgten dem Columbia noch bis kurz vor Pateros und bogen dort auf die 153/20 Richtung Winthrop ab. Aber der Columbia hat ja seine „Zuarbeiter“ und so wurden wir nahtlos von einem seiner Nebenflüsse, dem Methow River, übernommen. Direkt an dem liegt auch unser Campingplatz und bei dem warmen Wetter hier kann man wunderbar seine Füße darin kühlen. Es kommt uns vor, als wären wir gerade erst von hier weggefahren, andererseits haben wir in der Zwischenzeit soviel gesehen und erlebt und er“fahren“. Aber das wisst ihr ja alles!
Mit dem Wetter haben wir auch hier wieder viel Glück, die 35-38°C, die vor unserer Ankunft hier herrschten, wären uns nicht angenehm gewesen. Jetzt ist einfach nur schönes Sommerwetter, tagsüber warm, aber nicht unerträglich heiß, abends wunderbar kühl. Der Campingplatz ist voll mit Familien, es kann tagsüber schon mal laut werden, vor allem in der Nähe von Pool oder Spielplatz, aber Punkt 22 Uhr herrscht absolute Ruhe. Das war bisher auf allen Campingplätzen so! Laute Saufgelage, wie z. B. gerne mal am Torre, haben wir in drei Monaten nirgendwo erlebt.
Heute (Montag) sind wir mit dem Shuttlebus noch einmal nach Winthrop hinein gefahren. Mit uns quetschte sich eine Gruppe von 21 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit 21 riesigen Schwimmreifen hinein! Umfallen wäre nicht mehr möglich gewesen und wenn doch, hätte man sich nicht verletzen können. Sie bestiegen ihre Reifen dann unterschiedlich schnell und geschickt im Chewuch River und schwammen mit ihnen ca. 2,5 km zum Campingplatz zurück. Das Wasser ist nicht besonders warm!
Bei Moni und ihrer Familie waren wir natürlich auch noch einmal und haben bei einem Hundespaziergang den Ausblick auf die benachbarten Berge genossen. Wir verlassen sie (Familie plus Berge) nicht gerne! Heute in einer Woche sitzen wir schon im Flieger zurück nach Deutschland und unsere sooo langen 3 Monate sind leider, leider schon vorbei 😦 Aber wir hoffen, dass es nicht unser letzter „Ausflug“ nach Übersee war.
Scenic Byway über den White Pass
Mit der Überquerung des Columbia Rivers auf der Höhe von Portland verließen wir den State Oregon. Der Columbia fungiert ja über eine große Distanz als Grenze zwischen den beiden Staaten Oregon und Washington. In Oregon hat es uns auch gut gefallen, gerade die Vielfalt der Landschaftsformen ist sehr interessant. Die Oregon Coast fanden wir sehenswert, müssen aber für uns die Einschränkung machen, dass sie nicht spektakulärer ist als andere Steilküsten, die wir in Spanien, Portugal oder Frankreich gesehen haben. Dazu kommt der ständige Seenebel, angeblich hauptsächlich im August (weil da der Temperaturunterschied zwischen dem kalten Pazifik und der warmen Landluft am größten ist), der zwar ganz dekorativ ist, wenn er so durch die Gegend wabert, einem aber auch alles vermasseln kann. Vom Landesinneren waren wir positiv überrascht, wir hatten es uns eher langweilig vorgestellt, was es aber absolut nicht ist, soweit wir das beurteilen können (wir haben ja noch längst nicht alles gesehen).
Wir sind von Cascade Locks aus ausnahmsweise mal ein größeres Stück Autobahn gefahren, die Interstate Nr. 205/5 Richtung Seattle, bis nach Castle Rock (Besichtigung Mount St. Helens). Von dort ging es ganz bewusst wieder über den Highway Nr. 12, landstraßenähnlich, weiter Richtung Yakima. Diese Strecke gilt wieder als „scenic byway“ und es war wirklich lohnend! Wieder wechselten die Landschaftsformen dramatisch innerhalb von nur 300 km. Wie gehabt, erstmal WALD, ein wunderschöner, großer, blaugrüner See, der Mount Rainier mit seinen stolzen 4392 m zur Linken, der White Pass mit 1371 m (nicht, wie ich mir eine Passfahrt vorstelle) und dann, ziemlich übergangslos, Halbwüste. Wieder Filmkulissen für Wildwestfilme vom Feinsten! Dann riesige Hochebenen mit fruchtbaren Feldern – Siedlerland. Wir fuhren durch die Cowiche Mountains und die Manastash Ridge bis Ellensburg im Herzen des Kittitas Valley.
Wieder ein KOA Kampground und wieder mal ein schöner Platz mit Blick auf ein Flüsschen mit irre hoher Fließgeschwindigkeit. Schwimmen verboten! Ellensburg hat einen ganz netten (historischen!) Ortskern mit ein paar wirklich hübschen Backsteinhäusern. Um 1860 haben sich in dem breiten Flusstal die ersten Siedler niedergelassen. Nach einem großen Brand 1889 baute man lieber in Stein wieder auf. Hier steht alles im Zeichen von Rodeo, Pferden, Cowboys und Männer tragen Stetson.
Frühstück am Schlund der Hölle
Erstmals im März 1980 begann der Mount St. Helens nach 123 Jahren Ruhe wieder aktiv zu werden. Straßen wurden gesperrt und Anwohner evakuiert, Wandern und Fischen verboten. Im April setzten sich die Aktivitäten fort, kleinere Erschütterungen und Dampfaustritte sowie das allmähliche Anschwellen der Nordflanke waren deutliche Anzeichen, dass ein Ausbruch bevorstand. Am Morgen des 18. Mai erschütterte dann ein Erdbeben der Stärke 5,1 den Vulkan und eine gewaltige Explosion riss einen großen Teil der Nordflanke und den Gipfel weg, eine Glutwolke aus Asche und Gas zerstörte die gesamte Umgebung im Umkreis von 500 Quadratkilometern, der unterhalb des Gipfels gelegene Spirit Lake wurde ebenfalls ein Opfer und seine auslaufenden Wassermassen plus Schmelzwasser von Gletschern und Schnee rissen Bäume, Häuser, Straßen und Brücken mit sich. Schlamm- und Schuttströme von bis zu 120 km/h und Temperaturen um 100°C trugen ebenfalls zur Zerstörung bei. Mehrere Lavaströme von bis zu 600°C ergossen sich mit einer Geschwindigkeit von 400 km/h über eine Breite von 25 km! Die Höhe des Berges reduzierte sich von 2950 m auf 2550. Eine Aschewolke schoss über 25 km in die Höhe und verdunkelte bis in 400 km Entfernung die Tageshelligkeit. Es muss ein unvorstellbares Inferno gewesen sein und es grenzt fast an ein Wunder, dass nur 57 Menschen ums Leben kamen. Die Zerstörungen durch Lavaströme und Ascheregen setzten sich bis in den August fort! In den folgenden Jahren dauerte die vulkanische Aktivität an, es gab immer wieder kleinere Erdbeben und Explosionen mit Dampf- und Ascheausstößen. Erst 2008 wurde der Vulkan als „ruhend“ eingestuft. Weitere Infos für Interessierte:
http://de.m.wikipedia.org/wiki/Ausbruch_des_Mount_St._Helens_1980
http://www.3sat.de/page/?source=/dokumentationen/166349/index.html
http://www.vulkane.net/vulkane/helens/helens.html
Aber wenn man nun annimmt, dass es keine größere Zerstörung mehr geben kann, so täuscht man sich. In dem Informations-Center waren Modelle aufgebaut von einigen Ausbrüchen verschiedener Vulkane. Das kleinste Modell war der Ausbruch des Mount St. Helens! Im Vergleich zum Ascheausstoß beim Ausbruch des Mount Mazama in Oregon (das größte Modell auf den Fotos) vor ca. 7000 Jahren, bei dem der Crater Lake entstand, nicht der Rede wert. Der Ausbruch muss über 60 mal so stark gewesen sein, hat man errechnet. Absolut unvollstellbar!!! Der kreisrunde, tiefblaue Crater Lake hat einen Durchmesser von 9 km und ist 590 (!) m tief.
Wir trauten uns ganz nah an den Schlund der Hölle! Von Castle Rock aus, wo wir von Sonntag bis Dienstag auf einem neu angelegten KOA Kampground (keine Züge und gutes Internet!) Zwischenstation machten, sind es nur knapp 80 km bis zum höchstgelegenen Endpunkt der Straße am Berg. Die gesamte Region wird seit dem Ausbruch renaturiert und es erinnern höchstens die immer noch kahlen Berggipfel mit vielen umgefallenen und wie mit Sandstrahlgebläse blankgeputzten Baumstämmen in der unmittelbaren Umgebung des Berges an die Katrastrophe. Allerdings sollen in den zwei großen, beim Ausbruch neuentstandenen, Seen auch jetzt nach noch tausende Baumstämme schwimmen. So furchtbar die ganze Angelegenheit im Allgemeinen war, so ist sie im Besonderen ein absoluter Glücksfall für die Biologen und Geologen, die ein nicht endenwollendes Forschungsprojekt haben. Man hatte z. B. damit gerechnet, dass es viel länger dauern würde, bis sich wieder Leben ansiedelt in dieser so stark verletzten Region. Aber schon nach einer Woche brach die erste Lupine durch die Ascheschicht! Die ersten Tiere waren nordamerikanische Taschenratten, die den Boden durchwühlen und so dafür sorgten, dass weitere Pflanzen keimen und wachsen konnten. So hat sich im Verlauf der vergangenen 33 Jahre die Gegend bis kurz vor den Gipfel des Vulkans wieder weitgehendst regeneriert. Die Bäume sind zwar noch relativ niedrig, aber ansonsten findet man keine unmittelbar in’s Auge springenden Schäden. Erst wenn man bis auf wenige Kilometer herangekommen ist, wird erkennbar, welche Naturgewalt dort gewütet hat! Vom Johnston Ridge Observatory hat man einen beeindruckenden Blick auf die zerstörte Umgebung und den Krater, der hier nur noch ca. 10 km entfernt ist. Wir nahmen unser Frühstück also unter sehr außergewöhnlichen Umständen ein! Als ich mir in Deutschland Gedanken darüber machte, dass wir uns in dieser potenziell gefährlichen Gegend aufhalten würden, war ich schon ein wenig hin- und hergerissen. Aber hier in der konkreten „Gefahr“ ist das irgendwie nicht mehr relevant. Wahrscheinlich ist das der notwendige Verdrängungsmechanismus, ohne den hier niemand leben könnte.
Wir hatten sehr viel Glück mit dem Wetter, noch am Tag vorher war der Berg in Wolken gehüllt. Man kann über eine Live-Webcam nachschauen und in Verbindung mit der Wettervorhersage war für uns klar, dass wir möglichst früh ganz nach oben fahren und das Visitor Center im Tal im Anschluss besuchen sollten. Das erwies sich als richtig, schon bei der Rückfahrt hüllte sich der Gipfel wieder in Wolken. Von einem View Point auf halber Höhe hatten wir dann sogar noch das ganz seltene Glück, den Mount St. Helens UND den Mount Rainier gleichzeitig zu sehen!
Columbia River Gorge
Wir haben ausgeharrt, aber schlafen ging nur mit Ohrstöpseln! Einige Lokführer waren etwas rücksichtsvoll und gaben nur kurz vor und kurz hinter dem Campingplatz Signal, was aber immer noch laut genug war. Einigen war es aber offensichtlich egal und sie tröteten extra lange direkt beim Vorbeifahren – in ca. 50 m Abstand. Da helfen selbst Ohrstöpsel nicht mehr und man steht senkrecht im Bett. Erstaunlicherweise waren wir nicht die Einzigen, die länger als eine Nacht blieben! Wir haben ja absolut nichts gegen Züge, aber in diesem Fall bevorzugen wir doch solche wie auf folgendem Foto!
Cascade Locks liegt direkt am Columbia River, ca. 25 km von der Stadt Hood River entfernt, die ihren Namen vom gleichnamigen Nebenfluss des Columbias und dem nicht weit entfernten Mount Hood hat. Hier hat sich der Fluss tief in’s Felsgestein eingegraben, die Gegend heißt dementsprechend Columbia River Gorge (Gorge=Schlucht). Aufgrund besonderer Gegebenheiten herrschen hier sog. nuclear winds vor, die sowohl berühmt als auch berüchtigt sind und dem Strom zu einem der begehrtesten Kite- und Windsurfgebiete machen. Es geht zuweilen rau zu mit starken Westwinden und hohen Wellen, nur etwas für Könner. Im Sommer zieht die Hitze der östlichen Steppen kalte Luft aus dem Westen an, die in den engen Schluchten der Columbia Gorge nicht absorbiert werden kann. Bis mittags hat sich der Druck dann derart erhöht, dass er sich in starken Windböen entladen muss.
In dieser Gegend ist der Columbia schon ein richtig breiter Strom, was aber auch (oder hauptsächlich?) daran liegt, dass er durch den Bonneville Dam gestaut ist. Es gibt in seinem Verlauf heute mehrere große Staudämme, die der Stromerzeugung und der Kontrolle von Überschwemmungen dienen, ferner mit den Schleusen die Schiffbarkeit ermöglichen bzw. erleichtern. Frachtschiffe sieht man aber trotzdem nur auffallend selten, überhaupt ist der Fluss überwiegend „leer“. Da der Bonneville Dam nur wenige Kilometer vom Campingplatz entfernt liegt und über ein großes und sehr informatives Visitor Center verfügt, sind wir am Samstag hingefahren.
Besonders beeindruckend sind die „Fischtreppen“, die den Lachsen ermöglichen, ihre Wege in die Laichgebiete stromaufwärts zu finden. Man hat so gebaut, dass die Lachse und anderen Fische nur durch große Glaswände getrennt direkt an den Besuchern vorbeischwimmen. Man schaut sich sozusagen direkt in die Augen! Es wird sehr deutlich, was für eine Schwerstarbeit die Fische leisten müssen, bis sie die gesamte Distanz (Höhenunterschied von 18 m) erfolgreich überwunden haben. Wir haben ein kleines Video gedreht, ihr könnt es anschauen, indem ihr auf das „Video“-Foto klickt. Pro Jahr schwimmen zwischen 700000 und 1,5 Mio. erwachsene Lachse und Forellen stromaufwärts (sie werden gezählt) und geschätzt 24 bis 43 Millionen stromabwärts. Damit sie in den reißenden Fluten am Wehr keinen Schaden nehmen, gibt es auch hier Vorrichtungen, z. B. sog. Spillways.
Es gab auch noch ganz seltsame Kreaturen, die wir noch nie gesehen hatten. Sie ähneln Aalen, heißen Lamprey, wurden von den Indianern aus dem Fluss „gepflückt“ und verzehrt. Gepflückt deswegen, weil sie sich bei ihrer Fortbewegung stromaufwärts zwischen kurzen Schwimm“sprüngen“ immer wieder an Steinen und Wänden festsaugen. Oder eben an Glasscheiben, was von unserer Seite sehr lustig aussah. Sie saugen sich aber auch an größeren Fischen fest und trinken, Vampiren gleich, deren Körperflüssigkeiten!
Am Sonntag wollten wir uns dann noch den Multnomah-Wasserfall ansehen, der als einer der größten und spektakulärsten gilt mit insgesamt 190 m. Auf der Hälfte der Höhe gibt es ein natürliches Wasserbecken, über das eine begehbare Brücke führt. Dort soll nach einer alten Indianersage eine Prinzessin gebadet haben. Leider hatten die Idee mit dem Wasserfall noch ein paar mehr Menschen, sodass wir keine Parkmöglichkeit fanden. Da der Wasserfall direkt neben der Straße herabstürzt, konnten wir ihn wenigstens während der Fahrt kurz betrachten. Deswegen haben wir für euch leider kein Foto, sondern nur einen Internetlink. Und die Prinzessin wird sicher auch nicht am Wochenende gekommen sein!