Tofino, ein Surfer-Dorado. Hier dreht sich alles um’s Wellenreiten. Zur Zeit sind allerdings keine da, Wellen, Surfer schon. Hier gibt es noch ein 70er-Jahre-Feeling, Jungs mit Rasta-Locken, alte VW-Busse und die bevorzugte Fußbekleidung sind Flipflops. Das Surfbrett transportiert man seitlich am Fahrrad befestigt zu seinem bevorzugten Strand. Es gibt alles, was das Surferherz erfreut, Zubehör zu kaufen oder zu leihen, Anfängerkurse, Privatstunden etc…
Darüberhinaus das übliche Programm, Indianer-Kunstgalerien, kayaking, bear watching, whale watching, per Schiff oder Wasserflugzeug. Wir konnten per Zufall einen Start ganz aus der Nähe beobachten und dokumentieren. Harald, speziell für dich! (Die Fotos können, wie immer, durch anklicken vergrößert werden!)
Der Ort hat uns gut gefallen, aber besonders schön war mal wieder unser Campground. Auch wieder ein halber Urwald, aber gezähmt und sehr gepflegt mit vielen blühenden Blumen. Ein einzelner Mann hat 1979 einen kleinen Campingplatz eröffnet. Seine Vision war, die Natur so weit wie möglich zu erhalten und eine Anlage zu schaffen, die ganzjährig nutzbar ist. Also begann er, auf dem Grundstück die ersten Miethäuschen zu errichten und hat sich Haus für Haus und Stellplatz für Stellplatz über mehrere Jahre vorangearbeitet. Es sind auf sehr geschickte Art und Weise immer nur die Bäume entfernt worden, die für die unterschiedlich groß angelegten Plätze weichen mussten. Jeder hat sein abgeschirmtes Eckchen für sich, es gibt Feuerholz umsonst und genaue schriftliche Anweisungen, wie der jeweilige Platz anzufahren ist und ob vorwärts oder rückwärts eingeparkt werden muss!
In Ucluelet war ja schon einiges los, aber hier ist jetzt richtig Tourismus pur. Obwohl wir schon mittags da waren, gab es nur noch einen freien, nicht reservierten, Platz, eigentlich nur für ein 16-feet-Mobil. Unser Venti mit seinen 20 feet passte so gerade noch rein (siehe 2. Foto). Allerdings hatten wir als Einzige auf demselben Areal direkte Nachbarn. Das waren aber zwei nette Schweizerinnen, die uns noch ihre restlichen Vorräte vermachten, da ihr Urlaub am nächsten Tag vorbei war. Natürlich beneideten auch sie uns wieder darum, dass wir nicht nur drei Wochen, sondern drei Monate Zeit haben. In der darauffolgenden Nacht kamen abends zwei miteinanderreisende Mietmobile samt zwei Paaren, man saß fertig, mit wenig erkennbarer Begeisterung und schweigend am Feuer und am nächsten Morgen waren sie schon wieder weg, bevor wir aufgestanden waren. D. h. in diesem Fall schon vor 9 Uhr, da wir um 11 ebenfalls den Platz verlassen haben mussten, weil wir weiterfahren wollten. Wir glauben, dass viele Urlauber ihr Mobil in Kanada übernehmen, von Vancouver aus übersetzen nach Vancouver Island, dann geht es sofort die 140 km an die Westküste und am nächsten oder spätestens übernächsten Tag die gleiche Strecke (es gibt ja nur die) wieder zurück. Dann Victoria und dann weiter, USA oder Kanada. Man hat ja Freikilometer und man will ja was sehen. Wir sind sehr froh, dass wir bessere Bedingungen haben, denn sehen kann man zwar einiges, während man fährt, aber „erleben“ geht nur mit Muße. Begegnungen, Gespräche, Beobachtungen, Fotos, all das braucht Zeit und Gelegenheit. Wir haben jetzt schon wieder das Gefühl, dass wir noch viel mehr Zeit gebrauchen könnten. Man braucht gar nicht viel weiter zu fahren und schon sieht die Gegend wieder anders aus – und das sogar hier auf der mit 450 km Länge vergleichsweise kleinen Insel.
Wir sind bis Qualicum Beach gefahren, haben den vorgesehenen Campground nicht sofort gefunden, dafür aber einen „Indianer“-Campground, also im Besitz von First Nations. Er liegt traumhaft an der Strait of Georgia, es gab genug freie Plätze mit direktem Zugang zum Wasser, allerdings zum ersten Mal kein Internet. Das hätten wir aber auch gar nicht mehr brauchen können, denn wir erlebten einen magischen Abend mit einer unbeschreiblichen Stimmung während der Zeit einer nicht endenwollenden Abenddämmerung. Überall saßen Urlauber vor ihren Wagen oder Zelten, mit und ohne Feuer, es wurde gegrillt, geredet, Kinder sammelten Steine, Muscheln oder standen im Wasser herum, es war unglaublich ruhig und friedlich und wohltuend. Vielleicht war es früher ähnlich, als die Gegend noch den Ureinwohnern gehörte…