Auf der Fahrt von Campbell River zurück Richtung Victoria fuhren wir, soweit es ging, die Küstenstraße, die 19A. Das war vor einigen Jahren die Hauptverkehrsverbindung und man kann sich vorstellen, dass es kein Vergnügen war, wenn all die Trucks und die vielen Wohnmobile auf der schmalen, zweispurigen Straße durch die kleinen Ortschaften fuhren. Also hat man den Highway 19 gebaut, das ist der mit den vielen Einkaufszentren! In Parksville (scheint seinem Namen alle Ehre zu machen, was aus dem Auto heraus zu sehen war, viele villenartige Häuser mit Rhododendronbüschen) war damit dann aber Schluss. In Nanaimo fuhren wir noch einen kurzen Abstecher am Hafen vorbei, um zu wissen, wie es da aussieht. Leider war da gerade wieder ein großes Fest und wir fanden keine Möglichkeit zu parken. Dafür landeten wir dann, bei einem Versuch, riesige Ansammlungen von Baumstämmen in der Strait of Georgia zu fotografieren, in einem Reservat von First Nations. Sehr gewöhnungsbedürftig! Wir hatten uns im Internet einen Campground bei Chemainus ausgesucht mit dem schönen Namen „Bald Eagle“, also „Weißkopfseeadler“. Klang vielversprechend, war es dann auch. Ein ganz einfacher Platz, aber (fast) alles da, was man braucht (es gab kein Internet bzw. es funktionierte nicht). Vor den Duschen gab es nur noch einen Vorhang statt einer Tür, bezahlen ging nur cash, eine Quittung gab es nicht, dafür waren die Stellplätze sehr großzügig gestaltet, mit Halbschatten, Gras-Sandboden und direkt hinter dem Campingplatz gab es ein nettes kleines Flüsschen mit glasklaren Wasser. Die Stellplätze dort waren wunderbar, aber nur noch für Zelter geeignet. Es wurde gebadet, gegrillt, Hunde tobten durch das Wasser, ein kleines Paradies, nur wenige Minuten vom Highway entfernt! Einen Bald Eagle haben wir allerdings nicht gesehen.
Auf dem Weg zum Campground waren wir über die MacMillan Bloedel Haul Road gefahren, was bei uns zu einem kleinen Heiterkeitsausbruch führte. Wie kommt man denn wohl zu solch einem Namen, MacMillan Bloedel? Die ADAC-Karte belehrte uns dann abends, dass Mr. MacMillan Bloedel so blöd nicht gewesen sein kann, besaßen er und seine Vorfahren doch Ländereien und ein riesiges Sägewerk im Ort. Sie waren der Hauptarbeitgeber in der Region, waren beteiligt am Eisenbahnbau und verschifften ihr Holz in alle Welt. 1982 wurde das Sägewerk aus Gründen, die der ADAC uns nicht verriet, geschlossen und die ihrer Lebensgrundlage beraubten Menschen kamen auf die Idee, ihre Hausfassaden mit den Motiven der Holzvergangenheit zu bemalen, natürlich, um Touristen anzulocken. Das scheint zu funktionieren, es kommen jedes Jahr über 300000 Besucher. Wir beobachteten Japaner, die jedes Blumendetail einer Häuserwand fotografierten! Aber auch wir waren begeistert, nicht nur von den Malereien, sondern von dem ganzen Städtchen, dass sehr liebevoll gestaltet ist und einen Wohlfühlcharakter hat. Wie unterschiedlich das hier ist! Meistens werden unsere Erwartungen enttäuscht, alles ist nur wie auf dem Reißbrett geplant quadratisch und parallell, ohne Ausstrahlung, alles nur praktisch und funktional. Und dann, versteckt zwischen zwei großen Städten bzw. den Gewerbegebieten von Nanaimo und Duncan, dieses kleine Juwel! Danke, ADAC!!!
Wir sind dann nach der Stadtbesichtigung kurz vor Victoria auf den Highway 14 gewechselt, weil wir uns noch den östlichen Teil der Küste an der Juan de Fuca Strait anschauen wollten. Ich (Ingrid) wollte ja eigentlich eine Schleife von Duncan aus über Lake Cowichan nach Port Renfrew an der Küste fahren. Unser Kartenmaterial widersprach sich da aber, mal gab es die Straße, mal nur teilweise. Über das Internet fanden wir heraus, dass nur die Abschnitte zwischen Victoria und Port Renfrew und Duncan bis Lake Cowichan normal befahrbar sind, der Rest ist Schotterpiste und wird von riesigen Holztransportern genutzt. Und die fahren wie die Teufel! Nein danke, nichts für uns! Herausgesucht hatten wir uns einen RV Park mit Marina. Die Plätze mit Blick auf den hübschen Yachthafen waren natürlich alle belegt, aber wir haben einen in der zweiten Reihe erwischt und sehen durch ein Fenster einen winzigen Ausschnitt davon. Es gibt aber auch ein Café am Hafen und ein kleines Picknick-Areal auf einem Hügel oberhalb desselben. Dort werden wir uns gleich hinbegeben, um im Schatten mit Blick auf die Schiffe diesen Beitrag online zu stellen. Leider ist das Internet miserabel, im Mobil gar nicht verfügbar und ansonsten Glückssache. Es wird also wohl wieder ein Geduldsspiel mit offenem Ausgang werden. Ihr merkt es ja, wann ihr dies lesen könnt. Bei uns ist heute Dienstag, der 23. Juli, Ortszeit 15:30.
Morgen fahren wir noch einmal für 2 Nächte nach Victoria und am Freitag verlassen wir die Insel und Kanada für unsere nächsten (und letzten!) 30 Tage USA. Ein abschließendes Statement folgt demnächst…
P. S: Es ist jetzt übrigens „erst“ 17:15 Ortszeit, es ging erfreulich gut hier unten im Café der Rezeption mit Blick auf den Hafen. Hier ist Fischfang bzw. angeln Hobby Nr. 1, es werden unglaublich große Fische, Salmon (Lachs), Halibut (Heilbutt) etc. angeschleppt. Schade um die prachtvollen Tiere! Immerhin gibt es eine Fangquote, die auch direkt hier überwacht wird. Gewarnt wird vor den Ottern, die nur darauf lauern, dass die Fische unbewacht liegen bleiben, genauso wie die Möwen!
Hallo Ihr Lieben
übrigens Hr. Bloedel heißt dann auf niederländisch Bludel und nicht Blödel ! Eure Beschreibungen mit den aussagekräftigen Fotos sind einfach super. vielen Dank für Eure Mühe
liebe Grüße aus dem tropischen Oostende Elke und Hubert