Eine weitere Nachbarschaftsgeschichte: Beim KOA-Platz in Warrenton mussten wir um 11 Uhr den Platz verlassen, waren also zeitig auf. Das war auch gut so, denn um kurz vor neun startete der Nachbar, der am Abend zuvor doch noch gekommen war, erst seinen Riesen-RV und dann seinen mitgeführten PKW, fuhr beide Fahrzeuge auf den Weg quer vor unseren Platz und begab sich daran, den PKW an den RV zu hängen. Die Standardausführung in USA ist ein 10 m-RV mit direkt angehängtem PKW in Normalgröße (siehe Foto unten), in diesem Falle ein Jeep. Der Motor des Jeeps wurde abgestellt, der Motor des RV nicht. Das ist ebenfalls Standard in USA, man parkt z. B. vor der Rezeption eines Campgrounds, geht sich anmelden und lässt den Motor laufen! Die Motoren der großen RV sind wesentlich lauter als von den europäischen Wohnmobilen gewöhnt. Es dauerte lang und länger, der Motor lief und lief direkt vor unserer Frontscheibe. Irgendwann spürt man leichte Aggressionen hochsteigen und als Uschi unser Stromkabel abziehen ging, fragte sie die unbeteiligt draußen herumstehende Gattin des beschäftigten Amerikaners, warum sie ihren Motor nicht abstellen würden, es sei sehr laut und ob das notwendig sei. Die Dame lächelte freundlich und erklärte voller Überzeugung, der Motor müsse warmlaufen! Sie verstand auch offensichtlich überhaupt nicht, warum Uschi das weder akzeptieren noch tolerieren wollte. Nach exakt 15 Minuten fuhren sie endlich los und werden sich vermutlich über diese seltsamen Deutschen erregt haben. An die Auto-Experten unter unseren Lesern: Gibt es das heutzutage noch, dass Motoren warmlaufen müssen, zumal im Sommer???
Und dann endlich Oregon-Küste!!! Uschi hat mir über Jahre so viel davon vorgeschwärmt, dass ich seit 2 Monaten dem Moment entgegenfiebere, an dem ich sie endlich zu sehen bekomme. Viel zu sehen gab es dann allerdings nicht auf unserer Fahrt von Astoria, erstens, weil wir wieder mal durch viele Einkaufszentren fuhren und zweitens, weil dicker Seenebel die Küste fast unsichtbar machte.
Zum ersten Mal wurden wir auf einem Campground abgewiesen, es gab keinen einzigen freien Platz mehr! Vielleicht war es aber auch ein wenig naiv von uns, anzunehmen, dass es an einem Freitagmittag, auf einem Platz direkt am Strand, zur Hauptferienzeit in einer der bevorzugtesten Urlaubsgegenden der USA, im Wochenendeinzugsgebiet von Portland und Salem, ganz einfach ist. In Lincoln City hatten wir dann aber doch noch Glück auf einem KOA-Platz. KOA muss laut Uschi früher mal DIE Kette für gute und preiswerte Campingplätze gewesen sein, es gab Pfannkuchen-Frühstück umsonst und Eis für einen kleinen Obulus. Jetzt haben wir den Eindruck, dass die Plätze überaltert sind (so, wie auch das Personal), nicht mehr sehr attraktiv und vornehmlich von Familien bevorzugt werden. Die Computer-Anmeldeprozedur ist endlos und nicht immer fehlerfrei. Die amerikanischen Rentner fahren auf die überall sehr zahlreich entstandenen RV-Parks, weil es dort ruhiger zugeht und sie mit ihren riesigen RVs oder Trailern auf manchen Campingplätzen schon Probleme bekommen. Wir bekamen ein kleines Plätzchen für eine Nacht und am nächsten Morgen, nach langem Suchen im Computer, konnten wir für eine weitere Nacht auf einen anderen Platz umziehen. Wir nutzten den „Ruhetag“, um in „Ruhe“ ein weiteres Stück die Küste entlang zu fahren, ohne den Druck, wieder einen Übernachtungsplatz finden zu müssen. Und endlich lag die Oregon Coast im hellen Sonnenschein!
Wir fuhren bis Newport, sahen uns das Yaquina Head Lighthouse an, den größten der 11 Leuchttürme an der Küste. Man muss Eintritt bezahlen (7 $), dafür gibt es einen großen Parkplatz und ein sehr umfangreiches und gut gemachtes Informationszentrum. Da man 50 m über dem Meer ist, hat man tolle Ausblicke, u. a. auch auf die vollgesch… Vogelfelsen.
Am nächsten Tag dann wieder Seenebel vom Feinsten! Spaßeshalber haben wir an denselben Stellen wie am Tag vorher fotografiert.
Wir sind bis Florence gefahren, hier fangen schon die ausgeprägten Dünengebiete an. Ohne Probleme bekamen wir auf dem von uns bevorzugten RV-Platz mit angeschlossener Marina einen Stellplatz, wir hatten sogar freie Auswahl unter mehreren Plätzen. Und es kostet nur 26 $ (sonst mindestens 10 $ mehr). Ein ansehnliches kleines Touristenstädtchen mit den für Küstenorte üblichen Andenkenläden, Galerien, Lokalen. Wir haben wieder Sicht auf einen Fluss (Siuslaw River), hier bleiben wir etwas. Leider sitzt uns das nahende Ende unserer Tour schon etwas im Nacken!
Eine nette Begebenheit heute beim Weg zum Duschgebäude: Ein ca. achtjähriger Junge sprach mich an und zeigte mir stolz ein Geldstück. Ich fragte ihn, was es sei und er erzählte mir irgendetwas. Ich fragte nach, ob es eine amerikanische Münze sei, ich könne es nicht so genau sehen. Jetzt fiel ihm auf, dass mit mir offensichtlich etwas nicht stimmt und er sah mich etwas zweifelnd und verunsichert an. Ich erklärte ihm daraufhin, dass ich nicht von hier, sondern von Germany sei. Er riss die Augen auf und sagte nur: „WOW!!!“ Ich musste so lachen, dass ich ihn gar nicht gefragt habe, ob er überhaupt weiß, wo Deutschland liegt.
Hi ihr Zwei,
also, das mit dem Motor warmlaufen lassen ist schon so lange vorbei, wie man auch keinen Bunsenbrenner mehr unter den Motorblock stellen muß, um ihn vorzuwärmen.
Bei uns in Deutschland ist es sogar verboten.
Viel Spaß noch wünschen:
Elly, Peter, Paule und Oskar