Zum Abschluss unserer dreimonatigen Erfahrungs- und Erlebnisreise möchten wir noch einen kleinen 😉 Bericht abgeben über die Unterschiede, Vor- und Nachteile, Absonderlichkeiten, Auffälligkeiten etc. im Vergleich zu Deutschland/Europa. Vielleicht interessiert es einige von euch. Manches haben wir in unseren aktuellen Berichten schon erwähnt, einige der erklärenden Fotos habt ihr vielleicht schon gesehen.
Die erste Auffälligkeit im Straßenbild sind die so anderen Fahrzeuge. Von den LKW hatte ich ja schon ausführlich berichtet, mein Album ist weiter gewachsen und für Auto-Enthusiasten bestimmt noch einmal einen Blick wert! Bei Interesse, bitte hier klicken. Bei den PKW sieht es so aus, dass der Anteil an mittleren, großen und heavy Trucks ca 60% ausmacht. Das sind die PKW mit Ladefläche, entweder offen oder mit Hardtop oder als Fahrgestell für die Wohnmobil-Aufsetzkabinen. Manche „aufgemotzt“, absurd hochgesetzt und unglaublich laut, wirklich wie ein Truck=LKW.
Die restlichen ca. 40% verteilen sich auf „normale“ PKW, auffallend viele sehr gut erhaltene amerikanische „Straßenkreuzer“ und eine nicht geringe Anzahl an VW-Käfern und VW-Bussen in gutem Zustand (einige in meinem Album zu bewundern!).
Dann kommt die Kategorie der Freizeitfahrzeuge. Urlaub in Campingfahrzeugen ist in Nordamerika an der Tagesordnung und es gibt alles, vom winzigsten Wohnwagen (sehr lustig mit ausfahrbarem Slide Out und Klimaanlage) bis zum riesigen 12-Meter-Reisemobil. Alles, was an einen Zugwagen angehängt wird, heißt Trailer, es gibt normale Wohnwagen wie bei uns, aber üblich sind große bis sehr große Wohnwagen, die fast alle über 1 bis 3 Slide Outs verfügen und 2 Eingangstüren. Eine davon führt sofort in das Schlafzimmer. Der Sinn erschließt sich uns nicht ganz??? Vielleicht, damit der Liebhaber unbehelligt verschwinden kann, wenn der Ehemann nach Hause kommt? Die Slide Outs bringen viel (überflüssigen) Wohnraum. Man hat Platz „zum Tanzen“, dafür gibt es aber nicht einmal einen Coachtisch! Gemütlich sieht anders aus. Klimaanlagen sind Standard und so laut, dass man noch die des Nachbarn hört. Bei eingeschalteter Klimaanlage zu schlafen dürfte ohne Ohrstöpsel unmöglich sein. Wir sind froh, dass es nicht so heiß war und wir unsere nur ab und zu tagsüber laufen lassen mussten. Grundsätzlich ist es allerdings eine feine Sache, da man auch in der prallen Sonne nie ein aufgeheiztes Fahrzeug ertragen muss und vor dem Schlafengehen nochmal kurz „durchkühlen“ kann.
Fast noch üblicher als Wohnwagen sind die sog. Fifth Wheeler=Aufliegerkabinen, auch gerne sehr groß, man hat ja Platz im Land. (Was für uns nach sehr viel Geld aussieht, ist tatsächlich schon ab ca. € 35000 zu haben; einen guten gebrauchten Zugwagen kriegt man bereits ab € 15000.) Die sieht man wohl deswegen am meisten, weil sie den Vorteil haben, die Gespannlänge etwas zu reduzieren und vielleicht auch besser zu rangieren sind. Und man hat einen Extra-PKW vor Ort, den man nicht, wie bei 8 von 10 RV zu sehen, noch hinter sich herziehen muss.
Zur Erinnerung: RV (Recriational Vehicle) heißen hier die Wohnmobile, die sich in Integrierte und Alkovenmodelle unterteilen. Halbintegrierte gibt es so gut wie gar nicht. Es fahren sehr viele Mietmobile zwischen 6 und 9 Metern durch die Gegend, fast alles Adventurer (sozusagen der Hymer in Kanada). Und dann gibt es die „richtigen“ Wohnmobile, alles Liner mit mehreren Slide Outs und fast immer mit einem nachgezogenen PKW in Normalgröße. Das geht ja hier so beneidenswert einfach mit einer Halterung, in die der PKW eingehängt wird. So ein Gespann hat dann gerne mal eine Gesamtlänge von 14-15 Metern! So chic, stylisch und modern sie von außen sind, so gewöhnungsbedürftig sind sie von innen. Luise würde sagen, „Frühes Karstadt“. Man könnte auch sagen, „Gelsenkirchener Barock“! Wir haben den geschmackvollsten fotografiert, bei dem alle Stühle, Polster, Sessel im gleichen Stoff bezogen waren (nicht üblich!). Die Qualität der Fotos lässt aus Lichtverhältnisgründen zu wünschen übrig! Normal sind übrigens auch 4 Esszimmerstühle, die wie in einer Wohnung um einen Tisch herum stehen. Muss während der Fahrt oder danach sehr lustig sein! Kauft man halt alle paar hundert Kilometer ein paar neue! Im Schlafzimmer stehen gerne großzügige Kommoden mit vielen Schubladen, die über keinerlei Schließmechanismus oder Sicherung verfügen und sehr leichtgängig sind!
Haben wir ein Glück mit „Venti“ gehabt! Bis auf den angeschraubten Sessel (er dreht sich nur während der Fahrt, fällt aber nicht um), den Polsterstoff, die Schabracken fast schon Ikea!!! Auf jeden Fall hell. Übrigens: Ihr erinnert euch an die Fotos mit unseren Dachlukenkurbeln? In den Super-Mobilen gibt es ebenfalls genau diese!!!
Die Fenster an den neueren Wohnmobilen und Wohnwagen sind üblicherweise verspiegelt, man kann zwar hinausschauen, aber nicht hinein. Es fällt etwas schwer, beim An- und Ausziehen darauf zu vertrauen 😉
Jedes Wohnmobil, jeder Wohnwagen verfügt über eine großzügige Doppelspüle (logisch bei der im Nachhinein beschriebenen Wasserversorgung). Harald, Rudolf und alle anderen „Spülmänner“: Es gibt auf den Campgrounds KEINE Spülküchen!!! Das verstehen wir insofern nicht, als es ja auch Zelter gibt und oft Hütten ohne Küchen. Müssen die Leute ihr Geschirr wie früher die Goldgräber mit Sand reinigen? Wir konnten es nicht ergründen.
Aufsetzkabinen zählen nicht zu den RV, sie heißen Truck Camper (weil sie als Unterfahrzeug einen Truck, s. o., brauchen).
Rückfahrkameras gibt es, obwohl die Fahrzeuge/Gespanne ja so elend lang sind, fast nie, aber im Normalfall ja die Gattin, die aussteigt und per Walkie Talkie Anweisungen gibt. Und, das muss man den amerikanischen und kanadischen Männern wirklich lassen, fahren (und rangieren) können sie! In Ermangelung von Euro-Movern (Rangieren per Fernbedienung) bleibt ihnen ja auch nichts anderes übrig. Solarplatten gibt es ebenfalls nur sehr selten und überhaupt ist Energiesparen (immer noch) nicht angesagt. Die Motoren laufen laaange vor, während, nach diverser Tätigkeiten; Wasser und Strom scheinen unerschöpflich vorhanden zu sein. Die bequeme Möglichkeit des direkten Frisch- und Abwasseranschlusses an fast allen Stellplätzen ist zugegebenermaßen sehr verführerisch. Wir haben es auch sehr genossen, mal nicht so mit Wasser sparen zu müssen wie sonst (weil ja ran- und wieder weggetragen werden muss). Es kommt einfach in unbegrenzter Menge reingeflossen und fließt (fast) genauso einfach wieder raus. Schön! Könnte man sich dran gewöhnen! Unsere Oscarlotta verfügt übrigens über einen solchen sog. Cityanschluss, nur leider gibt es nur wenige geeignete Campingplätze in Deutschland.
Der Strom ist immer dann inklusive, wenn man auch diesen eigenen Frischwasseranschluss hat (und gegebenenfalls noch die Möglichkeit, auch sein Abwasser incl. Toilettentankinhalt direkt am Platz zu entsorgen, also einen Full Hook Up Platz). Nur die Riesen-Mobile, die für ihre Klimaanlagen 50 Ampere brauchen, zahlen einen höheren Stellplatzpreis. Plätze ohne Strom und Frischwasser gibt es natürlich auch, entsprechend preiswerter. Der Stellplatzpreis ist auch noch abhängig von der benötigten Größe (man wird an der Rezeption immer nach der Länge des Fahrzeugs gefragt) und davon, ob man einen Pull Thru (durchfahrbar) Platz hat. Man wird öfter gefragt, ob es in Ordnung sei, dass man rückwärts einparken muss! Ob vorwärts oder rückwärts liegt nämlich nicht im Ermessen des Fahrers, sondern ist durch die Platzgestaltung bezüglich der Strom- und Wasseranschlüsse vorgegeben. Die sind bei den Fahrzeugen in der Regel immer hinten links. Wir hatten dummerweise einen so kurzen Abwasserschlauch, dass das Entsorgen am Platz oft nicht möglich war, weil wir gar nicht nah genug heranfahren konnten. Aber es gibt immer auch noch eine Dump Station=Entsorgungsplatz.
Die Campingplätze teilen sich auf in einfachere „State Parks“, oft ohne Strom und Wasseranschluss am Stellplatz, aber an landschaftlich bevorzugten Stellen. Ein Jahresausweis ist erforderlich oder man zahlt einen zusätzlichen einmaligen Betrag. Es gibt eine Vielzahl dieser Campgrounds und sie sind bei den Amerikanern sehr beliebt (fishing, biking, hiking, cayaking, relaxing). Dann gibt es die KOA-Kette mit Campingplätzen, wie wir sie von Europa kennen. Unterschiedlich groß und unterschiedlich gut ausgestattet, je nach Alter. Manchmal mit (früher kostenlosem) Pfannkuchen-Frühstück und Eiscreme, immer mit Kinderanimation, großem Spielplatz, Leih-Gokarts, drei- und vierrädig, zum Glück mit langer Wimpelstange versehen und sehr flitzig unterwegs! Es gibt auch kleinere privat geführte Campingplätze, mehr aber die RV Parks von unter 10 bis mehrere Hundert Stellplätze. Manchmal sind auch Zelte erlaubt, meistens aber nicht (Untergrund oft Schotter oder Asphalt). Erstaunlich viele Camper sind mit Zelt unterwegs, nicht nur junge Leute.
Standard auf (fast) allen Campingplätzen, egal welcher Art, ist die eigene Tisch-Bank-Kombination, eine wirklich schätzenswerte Einrichtung und der sog. Fire Pit, eine Feuerstelle, mit oder ohne Metallring, mit oder ohne Grillrost. Holzkohle ist unüblich, man kann aber auf jedem Platz Holz kaufen, das aber noch gespalten werden muss. Dafür hat unser Vermieter uns eine Axt mitgegeben (kein Witz!). Die Amerikaner lieben es, Feuer zu machen bzw. zu grillen und so muss man sich mit der Rauch- und Geruchsentwicklung abfinden. Erstaunt hat uns nur, dass trotz z. T. hoher Waldbrandgefahr sogar in State Parks, die alle im Wald liegen, die offenen Feuer erlaubt sind! Vielleicht glaubt oder hofft man, dass die SEHR umfangreichen und SEHR restriktiven Campingplatzregeln, die jeder Campground oder RV Park in schriftlicher Form an jeden Gast verteilt, unsachmäßiges Verhalten verhindern. Und vielleicht tun sie das ja auch. Besonders auffallend ist, mit welcher Bestimmtheit die Tierhalter aufgefordert werden, ihr Haustier IMMER an der Leine zu führen oder auf dem Stellplatz anzuleinen (die Leine darf nicht länger als 1,80 m sein), Tiere NIEMALS unbeaufsichtigt zu lassen und sie NIE im Freizeitfahrzeug allein zu lassen und – natürlich – ihre Hinterlassenschaften IMMER aufzusammeln. Bei Zuwiderhandlung droht Platzverweis ohne Rückzahlung von bereits gezahltem Geld! Bezahlt wird übrigens immer im Voraus.
Waschmaschinen und Trockner gibt es überall, auch auf den RV Parks und viel preiswerter als in Europa. Allerdings kennt man hier keine Waschmaschinen, die das Wasser auf die gewünschte Gradzahl aufheizen. Die Waschtemperatur ist immer nur so wie das zugeführte Wasser! Es gibt die Auswahlmöglichkeiten „cold“, „warm“, „hot“ und letzteres ist dann eben Glücksache. Die Möglichkeit, per Hand zu waschen, gibt es nirgends, Wäscheleinen sind nicht üblich und oft auch ausdrücklich nicht erwünscht. An nicht wenigen Campingplätzen war es auch verboten, Decken, Handtücher etc. von seinen Haustieren in den Maschinen zu waschen, mit dem schon erwähnten Hinweis auf die Konsequenzen bei Missachtung.
Internet , WLAN, Wifi gibt es auf Campgrounds fast überall und fast immer umsonst, allerdings nicht immer in ausreichender, zufriedenstellender oder guter Qualität, sowohl was die Signalstärke als auch die Übertragungsgeschwindigkeit angeht. In Städten, Städtchen, Dörfern ist freies WLAN flächendeckend verfügbar, inside und outside.
Eine feine Sache ist die Gasversorgung! Die meisten Wohnmobile verfügen über einen Gastank, bei unserem Venti mit einem Fassungsvermögen von 60 Litern. Füllen lassen kann man an den meisten Tankstellen UND an den meisten Campingplätzen. Entweder es steht ein großer Gasbehälter in der Nähe der Rezeption oder es kommt ein Gaslaster direkt zum Stellplatz und befüllt vor Ort. Die Preise sind, wie beim Benzin und Diesel, sehr viel niedriger als bei uns, für eine 11 kg-Gasflasche kostet die Füllung ca. 7 €!
Mülltrennung beschränkt sich meist auf das Sammeln von leeren Alu-Getränkedosen. Davon gibt es viele! 80% Bier, der Rest Limonaden jeglicher Art. Der Verzehr von Alkohol in der Öffentlichkeit ist verboten, der Verkauf an Personen unter 21 Jahren ebenfalls. In Kanada werden die „harten“ Alkoholika nur in sog. Liquor Stores verkauft, in USA inzwischen auch in den Supermärkten, wobei man dann manchmal seinen Personalausweis vorzeigen muss, auch wenn man eindeutig älter aussieht als 21!
Sehr gewöhnungsbedürftig ist die Art des Fahrradtransportes! Oft vorne irgendwie auf der Stoßstange (z. B. bei öffentlichen Bussen), meistens hinten irgendwie befestigt, frei hängend an der Heckleiter oder an gewichtsmäßig völlig überforderten „Fahrradträgern“. Da kommt es dann schonmal vor, wie in Tofino erlebt, dass ein Gespann um die Kurve biegt und die Räder im großen Bogen auf der Straße hinter sich herschleift! Sicher nicht erst seit ein paar Metern und nach mühevollem Auseinanderdividieren des Räderknäuels waren mindestens zwei von fünf (!) Rädern Schrott.
Das Tempolimit wird eingehalten, die Höchstgeschwindigkeit in Städten liegt bei (umgerechnet) ca. 40 km/h, ansonsten sehr oft bei ca. 95 km/h, auf Interstates=Autobahnen auch schon mal bei 120 km/h. Überholt werden darf auch rechts, was den Vorteil hat, dass man seine Spur nicht wechseln muss. Die Fahrweise haben wir als sehr entspannt, nicht aggressiv erlebt, alles relaxt. Nur die Holz- und sonstigen Trucks fahren wie die Teufel, sie auf Landstraßen hinter sich zu haben, ist kein Vergnügen! Aber – entweder gibt es alle paar Kilometer einen kurzen zweispurigen Straßenabschnitt oder eine vorher angekündigte Ausweichstelle, die man verpflichtet ist, anzufahren, sobald man 5 oder mehr Fahrzeuge hinter sich hat, langsamer fährt als erlaubt und das Überholen verboten ist. In bergigen Regionen gibt es immer wieder Ausbuchtungen und die Aufforderung, die Bremsen zu checken, was vor allem die Truckfahrer auch tun. Ferner gibt es viele (verpflichtende) Wiegestationen für Trucks, die allerdings fast immer closed waren!
Auf Ampelkreuzungen bei grüner Ampel zuzufahren ist absolut stressfrei, weil es in ausreichendem Abstand eine Blinkanlage gibt, die einem mitteilt, dass die Ampel gleich umschaltet. Man muss also nie bangen, ob man im Falle des Falles noch zum Stehen kommt. Ampeln sind hinter der Kreuzung angebracht oder hängen, lustig schaukelnd, mittig über der Kreuzung. An jeder Kreuzung oder Straßeneinmündung steht sowohl der Name der Straße, auf der man sich befindet als auch der der Querstraße, zusätzlich bei den Highways noch der Zusatz, ob er nach Nord, Süd, West oder Ost führt.
Eine weitere Besonderheit sind Kreuzungen ohne Ampel, bei denen an jeder Straßeneinmündung ein Stopp-Schild steht mit dem Zusatz „4 stop“ oder auch „3 stop“. Das bedeutet dann, dass alle halten müssen und dann jeweils der fahren darf, der rechts von einem anderen zuerst an der Kreuzung war. Es funktioniert!
Die Strom-, Telefon- und sonstigen Verkabelungen sind alle freiliegend oberirdisch, so wie in Spanien. Nur mit dem Unterschied, dass es in Spanien keine Eisstürme gibt wie in Nordamerika, die in schöner Regelmäßigkeit alles zum Erliegen bringen und Unmengen an Reparaturkosten erfordern.
Etwas, was es in Europa so gar nicht gibt, sind die sog. Storages. Es gibt sie als Mini Storage, Self Storage, Heated Storage oder auch als RV Storage. Und es gibt sie überall in unvorstellbarer Anzahl, kleine, mittlere und große garagenartige Räumlichkeiten, umzäunt und überwacht. Jeder kleinste Ort hat sie und wir wissen nicht, was die Leute alles dort unterbringen!? Okay, es gibt meist keine Keller und keine Dachböden, aber viele haben ihr eigenes Haus und dort steht dann sowieso alles im Garten rum, was noch oder nicht mehr gebraucht wird. Sehr üblich sind Autos in allen Auflösungszuständen, gerne auch mehrere auf einem Grundstück. Was in Deutschland als Schrottplatz bezeichnet würde, ist hier ganz normal.
Autos , Motorräder, Trailer oder RV, selbst LKW, die verkauft werden sollen, stehen mit entsprechendem Hinweis an exponierter Stelle im Garten, an der Straße oder sonst irgendwo. Alles kein Problem! Ständig sieht man auch Schilder, beschriftet mit „Garage Sale“. Das ist die Alternative zu unserem Sperrmüll, zum Verkauf angeboten wird alles, direkt aus der Garage heraus.
Einkaufen ist das erklärte Freizeitvergnügen Nummer 1 der Amerikaner und so verwundert es nicht, dass alle Supermärkte, Einkaufszentren, Gewerbebetriebe auch Sonntags geöffnet haben und die großen Supermärkte auch rund um die Uhr. Ansonsten kann es jeder Ladenbesitzer so halten, wie er will. Dass man seine Einkäufe nicht selbst einpacken muss, sondern von der Kassiererin/dem Kassierer in wahlweise (!) Plastik- oder Papiertaschen verstaut bekommt, ist üblich, bequem, aber eigentlich überflüssig. Es dauert viel länger, aber dabei kann man so schön noch ein Schwätzchen halten und niemand hinten in der Schlange scheint es eilig zu haben. Alles sehr relaxt! Manchmal gibt es sogar einen Angestellten, der nur einpackt und auf Wunsch die Sachen noch zum Auto bringt. Serviceland Amerika! Artikel aus Apotheken oder Reformhäusern/Drogerien, oft auch Sanitätsartikel, gibt es ebenfalls in den großen Supermärkten in einem Extra-Bereich, mit eigener Kasse und gut abgesichert.
In den Restaurants, auch den ganz normalen, einfachen, ist es nicht üblich, sich seinen Tisch selbst auszusuchen. Man wartet am Eingang, bis ein Kellner oder eine Kellnerin einen Tisch zuweist oder vorschlägt. Wasser gibt es automatisch immer umsonst zum Essen dazu. Wenn man die Mahlzeit beendet hat, kommt unaufgefordert sofort die Rechnung und in Lokalen mit viel Betrieb wird erwartet, dass man den Tisch freigibt und eventuelle weitere Getränke an der Bar einnimmt. Alle Preise, auch in Geschäften, sind Nettopreise, es kommt noch der Steuerzuschlag von ca. 10% dazu (nicht in Oregon). Die Toiletten heißen nicht Toiletten, sondern Restroom=Erholungs- oder Aufenthaltsraum oder allenfalls Bathroom. Toilets sind nur die Klobecken, halb mit Wasser gefüllt und mit immer anderen Spülmöglichkeiten und die zu erwähnen schickt sich nicht.
Vorurteile?
Die Amerikaner gehen nicht zu Fuß? Stimmt und stimmt nicht. Es gibt außer den Drive Ins, die hier Drive Thru heißen, bei McDonald’s, Burger King etc., inzwischen auch welche bei Starbucks. Und überall verbreitet sind kleine Büdchen auf großen Plätzen, an die man mit dem Auto heranfahren kann und seinen Coffee to go und einen Donut oder Bagel oder Brownie ordert. Aussteigen nicht nötig und der Motor wird natürlich nicht abgestellt, wegen der Klimaanlage! Parkplätze gibt es überall in ausreichender Menge und fast immer kostenfrei. Wir haben am Anfang unserer Reise einen Ruhetag in Vernon (Kanada) in Ermangelung anderer Freizeitaktivitäten dazu genutzt, uns im gegenüberliegenden Industriegebiet kanadische Wohnmobile anzuschauen. Dazu mussten wir erst einmal lebend die vierspurige Schnellstraße überqueren. Natürlich gab es keinen Zebrastreifen oder eine Ampel oder eine Fußgängerbrücke. Wir hatten das Glück, dass es eine Linksabbiegerspur gab und so etwas wie eine kleine Mittelinsel. Verboten war es übrigens nicht, die Straße zu überqueren, nur für die Autofahrer offenbar sehr ungewohnt, weswegen wir schon von weitem heftig angehupt wurden. Autofahrerland! Andererseits wird offenbar gerne gewandert (hiking), es gibt viele ausgewiesene Trails und Hinweisschilder an den Landstraßen auf Wanderparkplätze.
Alles in Amerika ist XXL? Alles vielleicht nicht, aber vieles ist hier wirklich etwas größer. So wie das ganze Land. Erschreckend viele Menschen sind wirklich ziemlich übergewichtig, die Bäume sind höher, die Autos größer und lauter, die Güterzüge länger, die Eiskugeln riesig, ebenso die geangelten Fische und die Chipstüten.
Die Menschen sind oberflächlich? Keine Ahnung! Uns begegnete Offenheit, Zugewandtheit, Interesse (echt oder geheuchelt, egal), eine unglaubliche Freundlichkeit, Höflichkeit, Rücksichtnahme (von einigen Ausnahmen abgesehen). Man kommt so leicht in’s Gespräch und alle wollen wissen, woher, wohin, sooo lange? und wenn man sagt, dass man aus Deutschland kommt, hat jeder Zweite einen deutschen Vorfahren. Und wenn man sagt, dass man es ganz toll hier findet, wollen sie einen gleich adoptieren. Zumindest scheint es so. Ob das alles echt ist, ist so unwichtig! Das Umgangsklima ist relaxt=entspannt, nie hektisch, nie aggressiv, nie zu laut, Regeln werden in der Regel eingehalten, Zusagen auch.
Aussagen ohne Gewähr, wir waren ja noch nicht überall. Aber wir möchten gerne wiederkommen und weiter forschen!
Und schön, dass so viele von euch Spaß daran hatten, mit uns zu reisen! Wir haben uns über jeden Kommentar oder sonstige Rückmeldung gefreut. Der Blog war zeitraubend, es war nervtötend, wenn das Internet mal wieder schlecht war, es war viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt – für euch und für uns. Jetzt aber ist erst einmal eine Zeitlang Sendepause. Und wer gar nicht weiß, was er mit der freigewordenen Zeit anfangen soll, kann ja einfach den einen oder anderen Beitrag noch einmal lesen! Kleine Hilfestellung: auf der rechten Seitenleiste gibt es ein Suchfeld, Überschrift: „Archive“. Dort kann man gezielt den gewünschten Monat eingeben und erhält als Ergebnis alle Beiträge dieses Monats.
Toller Bericht!
Obwohl ich ein Lesemuffel bin, war ich wie gefesselt an diesen Bericht und habe viele Parrallelen zu meinen Eindrücken festgestellt.
Alles war auch so amüsant geschrieben, super!
Gruß
Markus aus Herne
Herzlichen Dank für dein Feedback! Schön, dass du deine Erfahrungen wiedererkennen konntest. Und danke für das Lob! 😊
Hallo ihr Zwei,
jetzt habe ich die ganze Nordamerika-Geschichte durch. Sehr schön war das!
Ich war vor 20 Jahren ja überwiegend zum Arbeiten da. Aber wir haben an fast allen Wochenenden was unternommen, mindestens Downtown Seattle oder auch mal raus aufs Land von Freitagabend bis Sonntagabend. Dabei ging es auf die Olympic Peninsula, nach Leavenworth, zum Mt. Rainier und Mt St. Helens, nach North Bend zu einer gigantischen Microsoft Party (12.000 Leute, alles Microsoft-Angestellte) und nach Vancouver.
Kanada hat mir irgendwie besser gefallen, als die USA. Alles war etwas „europäischer“, alleine schon das metrische System nach all den Gallonen und Füßen in USA.
Dazu haben sie in den USA mitunter eine seltsame Moral: Da dürfen die jungen Leute erst mit 21 mal ein Bier im Supermarkt kaufen, aber der durchschnittliche Vietnamsoldat war 19 Jahre alt. Ob der auf Heimaturlaub dieses Verbot noch besonders ernst genommen hat?
Ich werde meinen Bericht aus der Erinnerung mal aufschreiben, die Dias sind schon digital abfotografiert, ihr habt mich dazu motiviert.
Gruß
Henning