Am Mittwoch waren wir durch den nicht aufhörenden Regen zu einem „Höhlentag“ gezwungen. Wir haben ihn genutzt, um unser 3-Monats-Zuhause einzurichten und alles sinnvoll zu verstauen – und uns ein wenig einzulesen. Bis auf die unangenehme Gebläseheizung (ich hatte in Frieda ja auch eine und habe nie verstanden, warum Uschi unsere Alde-Warmwasserheizung so preist, jetzt merke ich den Unterschied!) ist unser Wohnmobil ganz okay. Für größere und/oder kräftigere Menschen, als wir es sind, würde es allerdings schwierig (Alkoven, Bad).
Gestern (Donnerstag) haben wir uns dann todesmutig auf den Weg nach Vancouver gemacht. Die Wettervorhersage war etwas mutmachend und tatsächlich mussten wir uns keinen Schirm kaufen. Die gibt es hier in Automaten, das sagt ja alles! Aber da es hier Regenwälder gibt (bei der Stadtgründung 1886 wurde festgelegt, dass 400 ha Wald an der nordwestlichen Spitze der Halbinsel bestehen bleiben und zu dem heutigen Stanley Park umgestaltet werden), gibt es halt auch Regen. Und es gibt eine „Umbrella Etiquette“ mit Benimmregeln für den Gebrauch von Regenschirmen! In einer Broschüre fand Uschi diese netten Sätze: „Rain, rain go away? Not in the Vancouver, Coast & Mountains Region. There’s nothing quite like wandering through a cedar-scented rainforest of old growth trees and hearing the rain pitter-patter in the canopy up above. Don’t forget your sunglasses – as the locals know, blue skies and sunshine are often right around the corner.“
Es gibt in der Nähe des Campingplatzes (15 Min. zu Fuß) den „Sky-Train“, eine S-Bahn-Linie, die anlässlich der Weltausstellung 1986 erbaut wurde. Mit einem Tagesticket für CAD 9,75 (pro Person), umgerechnet ca. 6 €, konnten wir alle Verkehrsmittel einschließlich der Fähren und Wassertaxis benutzen. Die Fahrt in die City bis zur Waterfront Station (Endstation) dauert etwa 25 Minuten. Von hier aus geht der „Seabus“, eine Fähre, hinüber nach North Vancouver, eine Pendler- und Schlafstadt. Da wir Zeit hatten und das Wetter nicht ganz so toll war, wollten wir einmal hin- und gleich wieder zurückfahren. Drüben angekommen, wollten wir uns einen Fensterplatz sichern, bevor die neuen Passagiere auf’s Schiff kamen, um Fotos von der Skyline machen zu können – aber: „ALL PASSENGERS HAVE TO LEAVE THE BOAT!“ Wir mussten einmal auf die andere Seite und konnten dann natürlich als letzte wieder einsteigen. Der Sinn scheint zu sein, dass alle durch ein Drehkreuz müssen und man so weiß, wenn die Fähre untergeht, wieviele Menschen darauf waren. Fotos haben wir also keine, aber es hätte sich auch nicht gelohnt (es regnete schon wieder).
Auffallend an Metro-Vancouver (Vancouver und die benachbarten 22 Städte und Kommunen) ist die Vielzahl von Immigranten aus China, Indien, Pakistan und Südvietnam. Gefühlt sehen 8 von 10 Menschen asiatisch aus! Chinatown ist das älteste Viertel seiner Art in Kanada und das zweitgrößte in Nordamerika. Die ersten Einwanderer aus dem Reich der Mitte kamen schon um 1855, erst als Goldsucher und dann als Arbeiter für den Bau der ersten Eisenbahn (Canadian Pacific Railway), die am 23. Mai 1887 Vancouver erreichte. Die gut erhaltene Dampflok ist in einem Ausstellungsraum zu besichtigen.
Wir haben uns ein wenig durch drei Stadtteile treiben lassen. Der älteste davon, Gastown, verdankt seinen Namen Jack Deighton, genannt „Gassy Jack“. Der geschäftstüchtige Brite brachte bei seiner Einwanderung ein Whisky-Fass mit und gründete einen Pub. Hier steht auch die einzige dampfbetriebene Uhr der Welt!
Ihr habt ja sicher schon gemerkt, dass ihr alle Fotos durch anklicken vergrößern könnt, auch die mit einem Fragezeichen! Die, die „auf der Seite“ liegen, müsst ihr halt drehen – oder euren Computer 😉
Okay, okay! Ich habe ein Einsehen gehabt und die Fotos für euch gedreht. Nachher muss ich noch für all die kaputten Computer aufkommen!
Nach ein paar Stunden war vor allem ich platt! Leider habe ich mich bei Uschi angesteckt und bin nicht ganz fitt. Vancouver selbst ist zwar, bedingt dadurch, dass es eine Halbinsel ist, überschaubar mit ca. 600000 Einwohnern, aber in ein paar Stunden kann man natürlich nicht alles sehen. Der Großraum umfasst übrigens ca. 2,2 Mio. Menschen, das ist die Hälfte aller Bewohner der Provinz British Columbia!!!
Noch ein wenig Stadtgeschichte gefällig? Seinen Namen hat die Stadt von dem britischen Kapitän George Vancouver, dem die Entdeckung der Buchten von Vancouver zugeschrieben wird. Vor ihm waren aber bereits spanische Seeleute in der Strait of Georgia unterwegs. Erst 1808 reiste der Schotte Simon Fraser auf dem nach ihm benannten Fraser River vom Handelsposten Prince George Richtung Ozean. 1827 wurde ca. 50 km vor Vancouver das Fort Langley angelegt, um mit den dort lebenden Indianern Pelzhandel zu betreiben. Zu dem Zeitpunkt war die Halbinsel von dichtem Regenwald bewachsen und nur einige Holzfäller hatten sich dort niedergelassen. Der Eisenbahnbau und der Goldrausch im Yukon Territory ließen die Stadt rasch wachsen, auch viele japanische Fischer fanden Arbeit, als in Richmond die ersten fischverarbeitenden Fabriken gebaut wurden. Um 1910 hatte Vancouver bereits 100000 Einwohner!
Die Fakten sind ja alle sehr interessant, liebste Ingrid, aber was mich nun brennend interessieren wuerde ist: Wie hat es dir nun in Vancouver gefallen? Ist das wirklich so eine tolle Stadt, wie so viele sagen, fuehlst du dich wohl dort?
Hi Anja!
Du bist zu ungeduldig 😉 Wir waren heute ein 2. Mal unterwegs, der Bericht und unser Fazit folgen noch!
Liebste Grüße,
Ingrid
P. S.: Ich hatte dir von Deutschland aus nochmal eine Mail geschickt, ist sie angekommen? Ich weiß immer noch nicht, wo ihr dieses Jahr Urlaub macht?!