Wir haben ausgeharrt, aber schlafen ging nur mit Ohrstöpseln! Einige Lokführer waren etwas rücksichtsvoll und gaben nur kurz vor und kurz hinter dem Campingplatz Signal, was aber immer noch laut genug war. Einigen war es aber offensichtlich egal und sie tröteten extra lange direkt beim Vorbeifahren – in ca. 50 m Abstand. Da helfen selbst Ohrstöpsel nicht mehr und man steht senkrecht im Bett. Erstaunlicherweise waren wir nicht die Einzigen, die länger als eine Nacht blieben! Wir haben ja absolut nichts gegen Züge, aber in diesem Fall bevorzugen wir doch solche wie auf folgendem Foto!
Cascade Locks liegt direkt am Columbia River, ca. 25 km von der Stadt Hood River entfernt, die ihren Namen vom gleichnamigen Nebenfluss des Columbias und dem nicht weit entfernten Mount Hood hat. Hier hat sich der Fluss tief in’s Felsgestein eingegraben, die Gegend heißt dementsprechend Columbia River Gorge (Gorge=Schlucht). Aufgrund besonderer Gegebenheiten herrschen hier sog. nuclear winds vor, die sowohl berühmt als auch berüchtigt sind und dem Strom zu einem der begehrtesten Kite- und Windsurfgebiete machen. Es geht zuweilen rau zu mit starken Westwinden und hohen Wellen, nur etwas für Könner. Im Sommer zieht die Hitze der östlichen Steppen kalte Luft aus dem Westen an, die in den engen Schluchten der Columbia Gorge nicht absorbiert werden kann. Bis mittags hat sich der Druck dann derart erhöht, dass er sich in starken Windböen entladen muss.
In dieser Gegend ist der Columbia schon ein richtig breiter Strom, was aber auch (oder hauptsächlich?) daran liegt, dass er durch den Bonneville Dam gestaut ist. Es gibt in seinem Verlauf heute mehrere große Staudämme, die der Stromerzeugung und der Kontrolle von Überschwemmungen dienen, ferner mit den Schleusen die Schiffbarkeit ermöglichen bzw. erleichtern. Frachtschiffe sieht man aber trotzdem nur auffallend selten, überhaupt ist der Fluss überwiegend „leer“. Da der Bonneville Dam nur wenige Kilometer vom Campingplatz entfernt liegt und über ein großes und sehr informatives Visitor Center verfügt, sind wir am Samstag hingefahren.
Besonders beeindruckend sind die „Fischtreppen“, die den Lachsen ermöglichen, ihre Wege in die Laichgebiete stromaufwärts zu finden. Man hat so gebaut, dass die Lachse und anderen Fische nur durch große Glaswände getrennt direkt an den Besuchern vorbeischwimmen. Man schaut sich sozusagen direkt in die Augen! Es wird sehr deutlich, was für eine Schwerstarbeit die Fische leisten müssen, bis sie die gesamte Distanz (Höhenunterschied von 18 m) erfolgreich überwunden haben. Wir haben ein kleines Video gedreht, ihr könnt es anschauen, indem ihr auf das „Video“-Foto klickt. Pro Jahr schwimmen zwischen 700000 und 1,5 Mio. erwachsene Lachse und Forellen stromaufwärts (sie werden gezählt) und geschätzt 24 bis 43 Millionen stromabwärts. Damit sie in den reißenden Fluten am Wehr keinen Schaden nehmen, gibt es auch hier Vorrichtungen, z. B. sog. Spillways.
Es gab auch noch ganz seltsame Kreaturen, die wir noch nie gesehen hatten. Sie ähneln Aalen, heißen Lamprey, wurden von den Indianern aus dem Fluss „gepflückt“ und verzehrt. Gepflückt deswegen, weil sie sich bei ihrer Fortbewegung stromaufwärts zwischen kurzen Schwimm“sprüngen“ immer wieder an Steinen und Wänden festsaugen. Oder eben an Glasscheiben, was von unserer Seite sehr lustig aussah. Sie saugen sich aber auch an größeren Fischen fest und trinken, Vampiren gleich, deren Körperflüssigkeiten!
Am Sonntag wollten wir uns dann noch den Multnomah-Wasserfall ansehen, der als einer der größten und spektakulärsten gilt mit insgesamt 190 m. Auf der Hälfte der Höhe gibt es ein natürliches Wasserbecken, über das eine begehbare Brücke führt. Dort soll nach einer alten Indianersage eine Prinzessin gebadet haben. Leider hatten die Idee mit dem Wasserfall noch ein paar mehr Menschen, sodass wir keine Parkmöglichkeit fanden. Da der Wasserfall direkt neben der Straße herabstürzt, konnten wir ihn wenigstens während der Fahrt kurz betrachten. Deswegen haben wir für euch leider kein Foto, sondern nur einen Internetlink. Und die Prinzessin wird sicher auch nicht am Wochenende gekommen sein!
Liebe Hippies!
Wir sind dann mal weg und kuren in Bad Buchau.
Die sicher noch kommenden spannenden Reiseberichte werden wir dann später nachlesen.
Viele liebe Grüsse und noch eine schöne Zeit,
die Schusters
Die Prinzessin geht sicherlich nur bei Mondschein baden,meint Ana-Lena